Service für Behinderte:Mobilität für alle

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Das Projekt "Bus & Bahn Begleitservice" hilft Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Und es bietet den Begleitern eine sinnvolle Arbeit. (Foto: Florian Peljak)

Helfer begleiten bei einem Projekt Menschen im öffentlichen Nahverkehr

Von Katharina Kutsche

Ein unglaubliches Feedback bekomme er von den Menschen, denen er helfe, sagt Michael Fleischhackl, "das ist einfach schön". Fleischhackl begleitet mobilitätseingeschränkte Menschen durch den öffentlichen Nahverkehr in München, holt sie an ihrer Wohnungstür ab und bringt sie zum gewünschten Ort. Damit ist er einer von neun Helfern beim Bus & Bahn Begleitservice München, einem Projekt des städtischen Referats für Arbeit und Wirtschaft. Referatsleiter und Bürgermeister Josef Schmid zog am Montag bei einer Sonder-Trambahnfahrt eine erste, positive Bilanz.

Seit Projektstart im September 2015 begleiteten die Mobilitätshelfer etwa 700 Männer und Frauen mit unterschiedlichen Einschränkungen. Schmid zufolge, habe sich gezeigt, dass Rollstuhl-Fahrer und Gehbehinderte den Service vor allem für Arztbesuche in Anspruch nehmen, Sehbehinderte dagegen für alle Lebensbereiche. "Das baut Hindernisse im öffentlichen Leben ab", sagte Schmid und dankte den Helfern.

Der Begleitservice ist für die Kunden kostenfrei. Das Projekt ist mit einem Budget von knapp einer Million Euro ausgestattet. 800 000 Euro steuert Schmids Referat aus den Mitteln des Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramms bei, denn das Projekt wirkt in zwei Richtungen. Den ohnehin in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen wird der Stress bei der Orientierung in U- und S-Bahn genommen und ihren Begleitern eine wertvolle Aufgabe auf dem Arbeitsmarkt gegeben: die Mobilitätshelfer werden vom Jobcenter ausgewählt, es sind Langzeitarbeitslose, die auf dem ersten Arbeitsmarkt aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr vermittelt werden konnten.

Michael Fleischhackl ist von Anfang an dabei gewesen. In einer roten Allwetterjacke mit dem Namen des Service auf dem Rücken und seinem Namen auf einem Schild an der Brust begleitet er von Montag bis Freitag zwischen 8 und 18 Uhr alle Personen, die sich vorab beim Begleitservice angemeldet haben.

Vorgesehen ist der Service für alle, die Unterstützung und Orientierung in öffentlichen Verkehrsmitteln brauchen. Dazu müssen die Helfer vorab wissen, wann und wo sie ihre Kunden abholen sollen, das Ziel der Fahrt und die Art der Einschränkung. Anhand dieser Angaben planen Fleischhackl und seine Kollegen die Route. Ein kaputter Aufzug oder eine stillstehende Rolltreppe können die Planung jedoch jederzeit durcheinander bringen, dann müssen auch die Helfer improvisieren.

Träger des Projekts ist der Katholische Männerfürsorgeverein, der sich auch um die Schulung der Mobilitätsbegleiter kümmert - wiederum unterstützt vom Behindertenbeirat der Stadt, dem Blindenbund und der MVG. In den Schulungen lernen die Helfer, wie man behinderte Menschen begleitet, eine barrierefreie Route plant oder erste Hilfe leistet. Alle Beteiligten hoffen, dass das Projekt über die Laufzeit bis Mai 2017 hinaus verlängert wird. Derzeit suchen die Mobilitätshelfer auch noch Senioren, die sich ehrenamtlich engagieren möchten.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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