Seit Ende Januar stehen den Fahrgästen im U-Bahnhof Sendlinger Tor immer mal wieder Baugerüste im Weg. Zudem errichtet die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in einem Teilbereich ein provisorisches Kundenzentrum, das das Zentrum am Marienplatz ersetzen soll, wenn dort, von Sommer an, die Bauarbeiter am Marienplatz mit den Modernisierungsarbeiten weiter vorrücken. Und am kommenden Wochenende werden erneut nachts die Ausgänge zur Sendlinger Straße gesperrt. Damit gibt die MVG schon mal einen ersten Vorgeschmack auf das, was an dem zentralen Umsteigeknoten in den kommenden Jahren ansteht.
Denn nach der Sanierung des U-Bahnhofs unter dem Bahnhofsvorplatz und der Umgestaltung am Marienplatz wird der Komplettumbau des Kreuzungsbahnhofs unter dem Sendlinger Tor die dritte große Mega-Modernisierung im Münchner Untergrund. Für 80 Millionen Euro will die MVG nicht nur das Zugangsgeschoss heller und freundlicher gestalten sowie mehr Raum für Läden und Gastronomie schaffen; vielmehr soll im Untergrund einiges anders werden, um die Passagierströme in dem heillos überlasteten Bahnhof zu entzerren. Vor 40 Jahren wurde die Station für 50 000 Fahrgäste pro Tag geplant; mittlerweile zählt die MVG 150 000 Menschen täglich. Und wegen des starken Zuzugs nach München werden es von Tag zu Tag mehr.
Sendlinger Tor:So soll der neue U-Bahnhof aussehen
Er wurde für 50.000 Fahrgäste geplant, heute nutzen ihn fast 150.000: Der U-Bahnhof am Sendlinger Tor wird umgebaut. Er soll künftig in kräftigem Blau und Gelb leuchten. Geplant sind auch neue Rolltreppen.
Um den Kollaps zu verhindern, wollen die Ingenieure künftig zahlreiche Technik- und Betriebsräume verlagern oder ganz entfernen, um mehr Platz für die Fahrgäste zu schaffen. Außerdem werden unter anderem Rolltreppen gedreht, weitere Festtreppen eingebaut, zwei zusätzliche Verbindungsstollen auf der Ebene von U 1/2 gegraben und ein neuer Ausgang gebuddelt, der an der Blumenstraße hinter dem Gebäude der Kreissparkasse an die Oberfläche stoßen soll. Das alles ist ziemlich knifflig und aufwendig, weil erstens viel davon unter Tage stattfinden muss. Und zweitens der Betrieb der U-Bahn weitgehend aufrecht erhalten werden soll. Längere Betriebspausen an der wichtigen Station kann und will sich keiner leisten.
Ab 2017 dürfen sich die Besucher durch enge Baustellengänge quälen
Die Arbeiten, die jetzt bereits in dem U-Bahnhof zu sehen sind, sind allerdings nur Vorgeplänkel. Mit dem tatsächlichen Umbau geht es erst im Frühjahr 2015 los. Dann werden die Arbeiter zunächst einmal an der Oberfläche zahlreiche Kabel, Leitungen und Rohre umlegen; außerdem wollen sich die Ingenieure noch einmal genauer den Zustand der Betonwände und -decken am Sendlinger Tor ansehen. Denn die waren beim gerade abgeschlossenen Umbau des Zugangsgeschosses am Hauptbahnhof vom Salzwasser des Winterdienstes extrem angegriffen gewesen - und mussten dann aufwendig saniert werden.
Vom Jahr 2016 an wollen die MVG-Planer dann die beiden neuen Querstollen in den Untergrund treiben. Über die sollen die Fahrgäste von U 1/2 künftig schneller und ohne dass sie den Umsteigern von U 3/6 in die Quere kommen an die Oberfläche gelangen können. "Nennenswerte Einschränkungen" für die Fahrgäste erwarten die Ingenieure aus heutiger Sicht ohnehin aber erst von Jahr 2017 an. Dann wird die "Wanderbaustelle" durch das Zugangsgeschoss direkt unter dem Sendlinger-Tor-Platz starten. Dann werden sich die Arbeiter Abschnitt für Abschnitt durch das Geschoss arbeiten und stückweise die alten Böden, Decken- sowie Wandverkleidungen herausreißen und durch neue ersetzen. Ähnlich wie zuletzt am Hauptbahnhof oder aktuell am Marienplatz werden sich die Passagiere dann durch enge Baustellengänge quälen und auch über gesperrte Ab- und Aufgänge wundern müssen.
Abgeschlossen werden soll der Komplettumbau schließlich im Jahr 2021 - das allerdings ist zunächst mal eine "vorläufige Berechnung", wie die MVG-Planer betonen. Denn noch tüfteln sie am Ablaufplan für die Riesenbaustelle, außerdem liegt zum Beispiel für die beiden Querstollen auf der Ebene von U 1/2 noch gar keine Baugenehmigung vor. "Ob dieser vorläufige Zeitplan Bestand hat, muss sich im weiteren Planungsverlauf zeigen", heißt es daher bei der MVG. Und ob es bei den kalkulierten 80 Millionen Euro Baukosten bleibt, ist ebenfalls noch offen.
Läuft alles nach Plan, werde man mit dem Großumbau der Station bis weit in die nächsten beiden Jahrzehnte hinein für den prognostizierten Fahrgastzuwachs gerüstet sein, sagt MVG-Chef Herbert König. Dann allerdings könnte auch ein erweiterter Umsteigeknoten erneut an seine Kapazitätsgrenzen stoßen. Und müsste dann erneut entlastet werden - beispielsweise durch die kürzlich von König vorgestellte Parallel-U-Bahn-Linie U 9.