Semesteranfang in München:Wie Studenten billiger leben können

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Chris Wagner (links) und Manuel Engelbrecht verteilen diesen Montag erstmals ihr Rabattheft "Munal". (Foto: Catherina Hess)

Zwei Essen für eins, Freigetränke oder ein Rabatt bei der Weltreise: Zum Semesteranfang bringen zwei Wirtschaftsstudenten ein Rabattheft für ihre Kommilitonen in München heraus. Was in dem Heft und hinter der Idee steckt.

Von Victoria-Josephine Fode

Natürlich braucht man als Student alles, was ein Berufstätiger auch benötigt: Essen, Klamotten, ab und zu einen Besuch im Fitnessstudio oder beim Friseur. Nur leisten kann es sich die Mehrheit nicht. Diese Situation versuchen die beiden Wirtschaftsstudenten Chris Wagner, 22, und Manuel Engelbrecht, 20, von diesem Semester an zu verändern. "In vielen anderen Städten gehört ein Gutscheinheft für Studenten zur Normalität, nur in München fehlte so etwas noch", sagt Chris. Bis jetzt. Denn von diesem Montag an wird Munal an den drei Universitäten der Stadt verteilt: ein Rabattheft für die jungen Menschen in München, gefüllt mit Coupons für Essen, Trinken, Weggehen und Spaßhaben.

Das Heft mit der Münchner Skyline auf dem Cover fällt auf, schon wegen des kleinen Formats. Ein Farbleitsystem der fünf Gutschein-Kategorien (unter anderem "Food & Snacks", "Lifestyle" und "Shopping") macht die Benutzung des 40 Seiten dicken Journals so einfach wie möglich. Auf jeder Seite finden sich Gutscheine verschiedener Art: "2 for 1" bei einer Essenskette, "ein großer Burrito plus ein Gratisgetränk" in einer Bar oder Ermäßigungen für ein Round-The-World-Ticket in einem Reisebüro. Puls, der Jugendsender des Bayerischen Rundfunks, ist Premium-Partner, auch die SZ ist dabei und gewährt einen Studentenrabatt für ihre Zeitungsapp.

Das Prinzip des Journals ist einfach: Man schneidet die Gutscheine auf den Seiten aus, geht in den Laden und bekommt eine Kleinigkeit geschenkt oder einen Rabatt.

Das Munal erfindet die Welt nicht neu, doch es macht die Welt der Münchner Studenten ein bisschen billiger. Eine Seite mit "Stadtquiz" und wiederkehrendem Bilderrätsel soll dem Heft zusätzlich einen Spaßfaktor verleihen. Zehntausend Studenten will das Munal erreichen. An diesem Montag wird das Heft von Freiwilligen, aber auch von Chris und Manuel persönlich, in den Straßen des Studentenviertels verteilt. Am Dienstag geht es in Garching weiter.

Strebsame Wirtschaftsstudenten

Das Studentenleben ist für die beiden nicht, wie für manch andere, eine Gelegenheit, um morgens um vier Uhr aus Münchner Clubs zu stolpern. "Wir wollten die Lerninhalte aus der Universität so schnell wie möglich in die Tat umsetzen", sagt Manuel, Student der Betriebswirtschaftslehre. Ideen verwirklichen - das zählt für Manuel und Chris, nicht erst bei diesem Projekt. Schon mit 16 veranstaltete Chris, heute Student der Wirtschaftswissenschaften, "Over-18-Partys". Das damit verdiente Geld investiert er jetzt in das Journal.

Chris und Manuel kennen sich noch aus der Schulzeit, zu Beginn ihres Studiums kreuzten sich dann die Wege erneut. Noch immer teilen sie das gleiche Interesse für Wirtschaft. Immer noch wollen sie etwas bewegen. "Uns lag es am Herzen, etwas zu machen, das von Studenten für Studenten kommt", erklärt Chris. "Etwas, das sich auch relativ leicht umsetzen lässt, aber trotzdem von Nutzen ist."

Einen Mehrwert außer der Erfahrung, die sie mit ihrem Journal sammeln, sehen die beiden aber nicht. Vielleicht lasse sich das Munal als Projekt in eines ihrer Studien integrieren, erklärt Manuel. Falls nicht? Dann wäre das auch kein Weltuntergang. Zwar mussten die beiden ihr Erspartes investieren, "doch an sich ist es ja eine Investition in die eigene Zukunft", sagt Chris.

Und weil Chris und Manuel vom Fach sind, haben sie in der Vorbereitung ihrer Kundenakquise eine Umfrage unter 200 Münchner Studenten gestartet. Das Ergebnis zeigt, dass die Studenten der TU, LMU und der Hochschule dem Rabattheft positiv zugetan sind. 41 Prozent der Befragten gaben an, das Munal "wahrscheinlich" zu nutzen, 34,5 Prozent waren sich sogar "sicher". Fragt man allerdings Studenten auf der Straße, zeigt sich ein differenzierteres Bild.

Durchblättern oder in der nächsten Mülltonne versenken?

Viele Studenten halten das Munal zwar für eine gute Idee, doch ist es für die meisten fraglich, wie man die jungen Münchner dann tatsächlich dazu animieren will, die Gutscheinhefte zu benutzen, statt sie einfach "in der nächste Mülltonne zu versenken". So sagt zum Beispiel Kevin Riesch, Wirtschaftsingenieur-Student: "Die Idee ist nicht schlecht. Vor allem bei Studenten, die bei jedem Euro überlegen müssen, ob sie ihn auch ausgeben können. Ich persönlich nutze Gutscheine allerdings fast nie." Zu nervig sei es oftmals, die Gutscheinhefte durchzulesen, um überhaupt erst einmal etwas Passendes zu finden, sagt der 25-Jährige.

Ein ganzes Heft werde sicherlich nicht so schnell weggeschmissen, sagt Chris, er glaubt an sein Projekt und ist sich sicher: Der Münchner Student steckt das Heft ein, kramt es irgendwann wieder heraus, benutzt dann einen oder zwei Gutscheine und erzählt seinen Freunden davon. Ein einfaches Prinzip - auch ohne BWL-Vorwissen.

Der Text ist erschienen auf der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung: www.sz-jugendseite.de.

© SZ vom 14.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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