Seitenwechsel:Unter Nachbarn

Lesezeit: 1 min

Bauunternehmer Reinhold Krämmel reist als Honorarkonsul von Kirgisien regelmäßig nach Zentralasien. (Foto: Hartmut Pöstges)

Reinhold Krämmel vertrat erst Kasachstan und ist nun für Kirgisien im Amt

Von Claudia Köstler

"Wie die Jungfrau zum Kinde" sei er zu seinem Ehrenamt gekommen, sagt Reinhold Krämmel, kirgisischer Honorarkonsul in Bayern und Thüringen. Reisen, Zufälle und eine Art Länder-Ringelspiel verschafften dem Bauunternehmer aus Wolfratshausen den Posten. Der passionierte Netzwerker und Jäger war vor Jahren häufiger als Tourist in Zentralasien unterwegs. Aufgrund der Kontakte, die er dabei knüpfte, "stand auf einmal der kirgisische Botschafter auf der Matte und fragte, ob ich Honorarkonsul werden könnte", erinnert sich der heute 68-Jährige.

Allerdings gab es ein Problem: "Ich wusste zu dem Zeitpunkt gar nicht, was das ist, ein Honorarkonsul". Krämmel bat sich Bedenkzeit aus, informierte sich - und kam zu spät: "Inzwischen hatte es einen Botschafterwechsel gegeben, und der Neue verfolgte die Sache nicht weiter". Das wiederum erfuhr der diplomatische Vertreter des benachbarten Landes Kasachstan: "Er wusste, wenn da einer ist, der schon mal grundsätzlich bereit wäre, ein solches Amt zu übernehmen, dann muss man dran bleiben." Er lud Krämmel ein und bot ihm den Posten für sein Land an: "Warum nicht, dann eben Kasachstan", dachte sich Krämmel. 2013 aber eröffneten die Kasachen in München ein Berufskonsulat. "Damit war mein Ehrenamt obsolet." Das war die zweite Chance für das Nachbarland: Nach einem neuerlichen Botschafterwechsel sprach ihn der kirgisische Vertreter an: Jetzt, da er frei sei, könnte er doch - mit zehn Jahren Zeitverzug - Kirgisien übernehmen. Oder Kirgistan? Oder Kirgisistan? "Alle drei Namen sind gültig und meinen das gleiche Land", erklärt Krämmel. Er sagte zu und vertritt seither das Binnenland in Zentralasien, das rund 5,5, Millionen Einwohner zählt und an Kasachstan, China, Tadschikistan und Usbekistan grenzt.

Kirgisisch spricht Krämmel nicht ("nur Danke kann ich sagen: Rachmat"), das Ehrenamt nimmt er dennoch ernst und reist in regelmäßigen Abständen hin: "Ich trage auch alle Kosten selbst, von den Reisen angefangen bis zu Projekten und Veranstaltungen", erklärt er. Obwohl Krämmel gelegentlich kirgisische Kulturabende im Foyer seines Firmensitzes veranstaltet, interessiere er sich weniger für das gesellschaftliche Parkett: "Ich will was bewegen", sagt er. Unter anderem habe er deshalb den Aufbau von landwirtschaftlichen Familienbetrieben in Kirgisien angestoßen.

© SZ vom 24.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: