Schularten in Bayern:Eine unfaire Ständeordnung

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Grund- und Mittelschullehrer sollten besser verdienen

"Der letzte Ausweg" vom 13./14. Januar:

Eine unfaire Ständeordnung

Wenn der Bayerische Schulminister als ehemaliger Gymnasiallehrer weiterhin die Unterschiede zwischen den Schularten in der Nähe einer Ständeordnung aufrechterhalten will, wird es einen Lehrermangel im Grund- und Mittelschulbereich und einen Überschuss in Realschulen und Gymnasien geben. Momentan werden als letzter Ausweg über 1000 Real- und Gymnasiallehrer mit aufwendigen Kosten für die Schulen der "Volksausgabe" umgeschult. Wenn seit Jahren die Bildungspolitik primär von der mächtigen Gymnasiallobby bestimmt wird, muss man sich nicht wundern, dass Grundschulen wie auch die vorschulischen Bildungseinrichtungen zu kurz kommen. Statt in diese Bereich zu investieren, leistet man sich eine teure Rückkehr zu neunjährigen Gymnasien, obwohl dafür sogar ein Volksbegehren in Bayern gescheitert ist.

Der Run auf Gymnasien wird bei jungen Lehramtsinteressierten weiterhin zunehmen, da man hier mit weniger Pflichtstunden und mit mehr Aufstiegschancen auch noch viel besser bezahlt wird als Lehrkräfte im Grund- und Mittelschulbereich, die angesichts der Migrationsströme besondere Leistungen erbringen müssen.

Durch das standesgemäße Aufrechterhalten der Lehrämter mit unterschiedlicher Bewertung werden in Bayern jegliche Ansätze mit Gesamtschulcharakter verhindert. So müssen sich weiterhin alle Kinder schon nach der 4. Grundschulklasse einer Aufteilung ohne Rücksicht auf unterschiedliche Entwicklungen unterziehen. Wer hier zu unrecht unten bleibt, sieht sich nicht selten als Versager und kann so für sich und die Gesellschaft zum Problem werden. Erfolgreiche Bildungsländer haben bei einem späteren Übertritt und bei oft kürzeren Gymnasialzeiten bessere Ergebnisse. Angesichts einer zunehmender Migration und des Fachkräftemangels sollten Politiker einen prestigeträchtigen Run auf Gymnasien nicht noch zusätzlich unterstützen. Ärgerlich, wenn so Steuergeld verschwendet wird, das im Grund- und Vorschulbereich fehlt, wo offensichtlich tatsächliche Notstände bestehen. Simon Kirschner, Gaimersheim

Mehr Belastung, weniger Sold

Die alltägliche Arbeitsbelastung spielt bei der Besoldungsdiskussion keine angemessene Rolle. An Mittelschulen findet man das größte Spektrum unterschiedlichster Schüler. Mehrheitlich, Gott sei Dank, ordentliche und freundliche Jungen und Mädchen, die erfolgreich ihren Quali oder ihre Mittlere Reife anstreben. Aber wir unterrichten auch zunehmend problematische Jugendliche mit Erziehungsdefiziten oder viele Kinder mit Migrationshintergrund, die kaum Deutsch verstehen. Dieser pädagogische Spagat erfüllt zwar nicht den Leistungsanspruch des Gymnasiums, stellt uns Mittelschullehrer aber vor ständig wachsende Herausforderungen, die bei der Leistungsbewertung aber ausgeblendet werden. Wenn der Beruf des Mittelschullehrers wieder attraktiver werden soll, müssen Bezahlung und Arbeitsbedingungen verbessert werden, sonst ist der nächste Personalengpass programmiert. Klaus Mannert, Mittelschullehrer, Donauwörth

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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