Schülerproteste:Schwänzen in höherer Mission

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Ungebremster Klimawandel führt zu "Freitagsübelkeit"

" Rekordprotest im Regen" vom 16. März und die Schülerdemonstrationen "Fridays for future":

Kreatives Klimabewusstsein

Ich wollte sie kennenlernen, diese Jugendlichen, die trotz Verboten und Einschüchterungen zu Tausenden für ihre Zukunft freitags auf die Straße gehen. Und ich war beeindruckt: Regen, Sturm, Kälte, nichts hielt sie ab, zu geschätzt 20 000 mit hochgehaltenen Plakaten durch die Straßen Münchens zu ziehen. Schulschluss war längst vorbei. Vom Odeons- über Wittelsbacherplatz, Stachus, Sonnenstraße, Schwanthalerstraße zur Theresienwiese. Ich selbst gab auf Höhe Hauptbahnhof auf, durchnässt und durchgefroren, trotz Regenschirm und, wie ich meinte, passender Kleidung.

Als Kunsterzieherin war ich beeindruckt von den vielen kreativ und liebevoll gestalteten Plakaten auf Verpackungskartons, die Schülerinnen und Schüler den Passanten entgegen hielten, bis der Regen das Papier aufgeweicht hatte: "Wir haben keinen Planeten B". Trotz Autolärms und Sturms formte sich immer wieder der Sprechchor "wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut". Recht haben sie!

Liebe Lehrer, Schulleiter und Direktoren, gebt diesen jungen Menschen, die Demokratie erlernen sollen und mehrheitlich noch nicht wählen dürfen, Euren Respekt! Lernt von Euren Schülerinnen und Schülern. Übernehmt ebenfalls Verantwortung. Gestaltet Schule und Unterricht um, unterstützt diese Demos als freiwillige Projekttage auf der Straße, für Schulaufgaben ist von Montag bis Donnerstag ausreichend Zeit. Vertieft den Stoff "Gestaltung der Zukunft" in allen Fächern! Zeigt Mut und seid stolz auf diese Jugend, die sich weltweit verknüpft. Ich jedenfalls bin als mehrfache Oma richtig stolz auf diese jungen Menschen und ihnen gleichzeitig überaus dankbar. Aus dieser gemeinsamen Verantwortung kann in einer friedlichen globalen Bewegung Klimaschutz und Zukunft gelingen! Ruth Paulig, Herrsching

Sinnvolle "Freitagsübelkeit"

So kenne ich das auch aus meiner Schulzeit: Ab einem bestimmten Grad des Grummelns im Bauch geht's halt nicht mehr. Da ist Unterricht nicht mehr möglich und es bedarf heilender Pflege. Und da fragte keiner, ob erlaubt, sondern es hieß: Schnell wieder gesund werden! So geht es unserer jungen Generation heute, der Schmerz ist nicht mehr erträglich. Und was hilft besser als frische Luft, notfalls in Gemeinschaft auf öffentlichen Plätzen! Und was soll die ständige Panikmache übers "unentschuldigte Fehlen". Hier sind Eltern gefragt, Mitverantwortung für die Zukunft ihrer Kinder zu übernehmen und ihnen eine schriftliche Entschuldigung zu schreiben, in der sie die "Freitagsübelkeit" ihre Kinder wegen Klimaangst bestätigen. Das haben die Jugendlichen wohl gelernt, dass nur ziviler Ungehorsam eine öffentliche Wirkung zeigt. Weiter so, kann ich nur hoffen. Notfalls auch zusätzlich donnerstags, mittwochs, und so weiter - denn Klimawandel findet auch die ganze Woche statt. Peter Kunze, Paderborn

© SZ vom 21.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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