Schon mit elf Jahren Dolmetscherin:"Sehe mich als Vermittlerin"

Laura Lajqi, sechs Jahre Mitglied im Ausländerbeirat, mit ihrer Mutter. (Foto: Vincent Suppé)

Laura Lajqi, 39, hilft bis heute Neuankömmlingen

Von Vincent Suppé

Ohne den Kosovokrieg hätte Laura Lajqis Leben vermutlich ganz anders ausgesehen. Denn lange Zeit hieß es in der Familie: "Nächstes Jahr gehen wir zurück." Ihr Vater war 1972 nach Deutschland gekommen und arbeitete viele Jahre bei den Stadtwerken München. 1979 holte er seine Frau nach, Tochter Lajqi wurde kurz darauf in München geboren.

Ihrem Vater war die Verbindung zu seiner Heimat immer wichtig, mehrmals im Jahr fuhr die Familie in den Kosovo. Und wenn Kosovaren nach München zogen, war Familie Lajqi oft die erste Station: Laura füllte dann Formulare aus, wartete in Ämtern und übersetzte - "ich war schon mit elf Jahren Dolmetscherin", sagt sie. Die unsichere politische Situation nach dem Zerfall Jugoslawiens Anfang der Neunzigerjahre und der darauffolgende Krieg in ihrer Heimat verhinderten aber eine Rückkehr. So erging es vielen Zuwanderern. Und so lebt Laura Lajqi immer noch in München und ist immer noch engagierte Vermittlerin zwischen Menschen aus der alten und der neuen Heimat. Sechs Jahre lang war sie Mitglied im Ausländerbeirat der Stadt. Sie unterstützte Flüchtlinge aus dem Kosovo, als die Situation dort eskalierte, und litt vor dem Fernseher mit. Sie arbeitet als Rechtsanwaltsfachangestellte und leitet in ihrer Freizeit zwei Kulturvereine. Sie singen und tanzen zusammen, denn albanische Lieder und Traditionen stiften Gemeinschaft und Identität. Und in ihrem Frauenverein geht es oft um Praktisches wie Kinderbetreuung oder Elternteilzeit. "Ich fühle mich als ein albanisches Münchner Kindl", sagt die selbstbewusste 39-Jährige.

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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