Schneeballsystem:40 Millionen Euro Anlegerkapital verbrannt

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Es geht um mehr als 9000 Geschädigte - und ein Schneeballsystem, bei dem diejenigen, die dieses System befeuerten, bis zu 40 Millionen Euro Kapital von Anlegern verbrannt haben sollen. Das Amtsgericht München hat am Donnerstag das Insolvenzverfahren gegen die Marketing Terminal GmbH eröffnet. Diese hatte den Anlegern hohe Renditen aus sogenanntem Onlinemarketing versprochen, also aus Werbebannern im Internet. Den Kunden wurden wahrhaft paradiesische Erträge versprochen: Wer sogenannte Dienstleistungspakete kaufte, der sollte sich binnen weniger Monate über eine Dividende von bis zu 200 Prozent freuen können. Seine Geschäftstätigkeit hat das Unternehmen mit Sitz im Allgäu allerdings nie aufgenommen. Vermeintliche Gewinne wurden demnach nur am Anfang, also 2013, ausgezahlt, wohl um die Anleger in Sicherheit zu wiegen und zu weiteren Zahlungen zu motivieren. Die Staatsanwaltschaft Augsburg und die Kriminalpolizei in Kempten ermitteln gegen die Gesellschafter und Geschäftsführer des Unternehmens.

Als Insolvenzverwalter hat das Münchner Amtsgericht Ulrich Kramer von der bundesweit tätigen Kanzlei Flöther & Wissing bestellt. Sie sind vor allem damit beschäftigt, die Vermögensgegenstände einzusammeln und sicherzustellen, in die das Geld der Anleger tatsächlich geflossen ist. Hierbei geht es um Barvermögen, um Immobilien und um teure Autos. Viel hat das Team der Insolvenzverwaltung allerdings bisher nicht gefunden: "Insgesamt konnten wir bisher freie Vermögensgegenstände im Wert von rund einer Million Euro sicherstellen", sagte Cramer. Er gehe aber davon aus, dass noch mehr gefunden werde und ist zuversichtlich, dass die Anleger, die seit Insolvenz Gläubiger des Unternehmens sind, mehr Geld zurückbekommen als dies in anderen Insolvenzfällen üblich ist. Die Gläubiger, so der Insolvenzverwalter, sollten darum zunächst keine Forderungen anmelden, Mitte Mai werde sich die Insolvenzverwaltung ohnehin bei allen Geschädigten melden.

Der Grund für die wirtschaftliche Pleite lag dann nahe: "Spätestens nachdem die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit diesem vermeintlichen Schneeballsystem Ermittlungen einleitete, wurden kaum noch neue Anleger gewonnen", heißt es aus der Insolvenzverwaltung. Bereits Ende September hatte das Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit angemeldet, nun ist das Verfahren offiziell eröffnet.

© SZ vom 08.05.2015 / kari - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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