Schlittschuhlaufen:Halbgefroren

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Münchner Seen werden nicht mehr für Eisläufer freigegeben. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Feuerwehr warnt vor zu dünnen Eisflächen auf den Seen

Von Christina Hertel, München

Der erste Schnee, das erste Eis - da ist Lust groß auf Schlittschuhlaufen oder Eisstockschießen. Aber zumindest an den Seen ist noch Vorsicht geboten: Ein, zwei Tage Minustemperaturen reichen nicht, damit sie komplett zufrieren. "Es müsste schon mindestens eine Woche richtig kalt sein", sagt Florian Conrad von der Münchner Feuerwehr. "Doch die Leute unterschätzen die Gefahr jetzt." Wer einbricht, dessen Chancen sind gering, sich aus eigener Kraft zu befreien. Die Kleidung saugt sich voll Wasser, der Körper wird immer schwerer. Die Kraft lässt nach und das Eis, an dem man sich festhalten will, bricht - Stück für Stück.

"Gerade Kinder können sich meist nicht alleine retten", meint Conrad. Dann muss die Feuerwehr anrücken - mit Löschzug und Tauchern. Möglichkeiten, jemanden aus dem Wasser zu ziehen, gibt es viele. Zum Beispiel legen sich die Einsatzkräfte mit Leitern aufs Eis und robben sich langsam vorwärts oder schieben sich in einem Schlauchboot voran. Oft sei das in den vergangenen Jahren aber nicht vorgekommen, sagt Conrad. 2016 gar nicht. Es war zu warm. Doch die nächsten Tage soll es so kalt werden wie schon lange nicht mehr. Am Donnerstag minus 13, am Freitag bis minus 18 Grad, heißt es im Wetterbericht.

"Jetzt herrscht absolute Gefahr", sagt auch Michael Anger, der für die Wasserwacht ehrenamtlich den Langwieder See betreut. Gerade am Anfang des Winters seien die Eisdecken zu dünn, um darauf herumzurutschen. "Wenn sonst niemand auf dem Eis ist, lieber auch nicht drauf gehen." Wer die Münchner Seen betritt, tut das seit einigen Jahren ohnehin auf eigene Gefahr. Offiziell werden sie nicht mehr von Wasserwacht oder Feuerwehr freigegeben. Weil es eben immer sein kann, dass das Eis an einer Stelle doch nicht hält. Im Zweifelsfall lieber zum Nymphenburger Kanal gehen, rät Anger. Denn dort müssen die Pächter prüfen, ob das Eis dick genug ist.

Thomas Dobes hat dieses Jahr zum ersten Mal den Schlittschuh- und Eisstockverleih beim Schlossrondell in Nymphenburg übernommen. Bevor er die Fläche freigibt, bohrt er ein Loch ins Eis und hält einen Messschieber hinein. Bis zu 1,50 Meter ist das Wasser tief - zehn bis 15 Zentimeter sollte es mindestens zugefroren sein, vorher lässt Dobes niemanden drauf. Am Wochenende, da ist der 30-Jährige zuversichtlich, können aber die ersten Schlittschuhläufer ihre Runden drehen. Bis Mittwoch ging das noch nicht - da vermischten sich Schnee und Wasser zur Matschpampe.

Die verhinderte bisher auch, dass Herbert Fesl die Bahnen am Nymphenburger Kanal präparieren kann. Seit 30 Jahren betreibt er dort den Eisstockverleih. Bevor es losgehen kann, hat auch Fesl noch Arbeit vor sich: Etwa alle 25 Meter bohrt er Löcher in das Eis, pumpt Wasser nach oben und gießt es über die Fläche, damit eine glatte Bahn entsteht. Vergangenes Jahr gab es gar keine Saison, erzählt Fesl. Und auch die Jahre davor wurden die Winter immer kürzer. Drei Wochen am Stück höchstens, eher weniger. Er pachtet den Kanal - wenn die Kälte ausbleibt, bedeutet das für ihn ein Minus im Geldbeutel. Für 2017 allerdings ist er optimistisch. "Wir stehen in den Startlöchern."

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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