Schlechter Scherz:,,Ich bin der nächste Amokläufer aus München''

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Ein Späßchen hat sich ein 29-jähriger Programmierer im Chatroom erlaubt - jetzt hat er jede Menge Ärger am Hals.

Susi Wimmer

Es sollte nur ironisch gemeint sein. Die Polizei allerdings verstand bei diesem Thema überhaupt keinen Spaß:

Der 29-jährigeTruderinger spielt gerne "Counter Strike". Und ärgerte sich über den Vergleich mit tatsächlicher Gewalt. (Foto: Foto: ddp)

Beamte nahmen am Dienstag in Trudering einen 29-jährigen Programmierer fest, der sich in einem Chat-Forum mit seinem echten Namen und den Worten ,,der nächste Amokläufer aus München'' verabschiedet hatte. Der Mann entpuppte sich als harmlos, was man allerdings von den Konsequenzen seines Handelns nicht behaupten kann.

"Störung des öffentlichen Friedens"

Störung des öffentlichen Friedens kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden, die Polizeieinsatzkosten liegen nach ersten Schätzungen im unteren vierstelligen Bereich, und die komplette Computerausrüstung wurde beschlagnahmt - vielleicht sogar für immer:

Das sind die Fakten, mit denen sich der 29-Jährige nun abfinden muss. Nach Angaben der Polizei hatte der Mann am Montag im sogenannten ,,Stop CS-Forum'' gechattet. Die Betreiber der Seite verfolgen nach eigenen Angaben das Ziel, derart reale und brutale Killerspiele wie ,,Counter Strike'' aus dem Verkehr zu ziehen.

Der 29-jährige Truderinger, der laut Polizei selbst diese Spiele bevorzugt, echauffierte sich via E-Mail darüber, dass zwischen diesen PC-Spielen und tatsächlicher Gewalt eine Verbindung hergestellt werde.

Einem anderen Chatter wurde es mulmig

Seine Unterschrift ,,der nächste Amokläufer aus München'' sollte Ausdruck von Satire und Ironie sein. Einem anderen Chat-Teilnehmer allerdings wurde es mulmig zumute. Er alarmierte die Polizei.

,,Wir müssen in solchen Fällen ermitteln, da nicht auszuschließen ist, dass doch Ernst dahintersteckt'', sagt Peter Reichl von der Polizeipressestelle. Die Staatsanwaltschaft erwirkte sofort einen Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschluss für die Wohnung des Täters an der Wasserburger Landstraße.

Am Dienstagabend packten die Polizeibeamten die drei Computer des Programmierers sowie den seiner Freundin ein und nahmen den Mann vorläufig fest.

Der 29-Jährige gab bei den Vernehmungen sofort zu, den Beitrag im Chatroom geschrieben zu haben. Die Amoklaufandrohung sei aber ,,nicht ernst gewesen''. ,,Diesen Leuten ist nicht klar, welche Verunsicherungen sie mit solchen Bemerkungen bei anderen Leuten auslösen'', sagt Peter Reichl.

Der 29-Jährige ist bislang der vierte Mann, der mit einem Amoklauf gedroht hat. Er sowie der EDV-Administrator einer Starnberger Schule, der am 13. Dezember vorläufig festgenommen wurde, befinden sich wieder auf freiem Fuß.

Zwei andere Delinquenten sitzen noch in Untersuchungshaft: Der 23-jährige Fachinformatiker, der einen Amoklauf in einer Realschule angekündigt hatte, und der 21-jährige Oberföhringer, der sich an seinen Arbeitskollegen rächen wollte.

© SZ vom 22.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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