Schlachthof-Nachnutzung:München muss endlich aus Fehlern lernen

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Ein Leser findet: Stadt und Freistaat achten beim Verkauf von Grundstücke zu sehr auf den Gewinn

"Schlachthofviertel ohne Schlachthof" vom 7./8. Mai:

Mit der Nachricht "Schlachthofviertel ohne Schlachthof" haben Sie eine Entwicklungsmöglichkeit für das Schlachthof-Areal genauer beschrieben und so auch die Gefahr der Privatisierung der weiteren Münchner Stadtentwicklung aufgezeigt, was mich nun doch sehr besorgt macht.

Der Freistaat Bayern hat beim Alten Hof mit dem Verkauf alle Fehler des verantwortungslosen Schielens auf einen maximalen Umsatzerlös vorgeführt und in der blinden Fehler-Wiederholung beim Verkauf der "Alten Chemie" erst einmal die "Lenbach-Gärten" ermöglicht; dann folgte das ehemalige Gefängnis Am Neudeck und nun toppt die Alte Akademie wahrscheinlich noch einmal alles.

Abgesehen von der langjährigen Pflichtübung des Münchner Kommunalreferats, durch regelmäßige Grundstücksverkäufe jährlich 30 Millionen Euro in den Münchner Stadthaushalt einzuzahlen, hat der Verkauf des ehemaligen städtischen Heizkraftwerks in der Müllerstraße 7 die besondere Absurdität der wertsteigernden Verkäufe von stadteigenen Grundstücken demonstriert. Danach war dann zwar kein weiterer Großverkauf des Heizkraftwerk-Grundstücks der SWM in der Theresienstraße mehr denkbar - aber die Erinnerungen an das Lehrstück "The Seven" scheinen nun rasant zu verblassen.

Jetzt möchte also eine private Investorengruppe durch eine planvolle Rochade der Betriebe am Münchner Schlachthof nach Aschheim hinaus ein innerstädtisches Grundstück aus dem immobilienwirtschaftlichen Dornröschenschlaf-Modus in die High-Performer-Liga katapultieren. Und im Münchner Rathaus werden die Alarmglocken (ahnungslos?/absichtsvoll?) in eine flauschige "wir wissen noch von überhaupt nichts"-Watte gepackt?

Zwischenzeitlich gibt es in München innerhalb des Mittleren Rings nur noch eine erschreckend kleine "freie" Bauland-Reserve an stadteigenen Grundstücken, und daher darf angesichts der aktuellen Immobilienmarkt-Entwicklung kein einziger Quadratmeter mehr an die private Bau- und Immobilienwirtschaft verkauft werden. Wenn auf solchen Grundstücken heute und morgen noch zu erträglichen Mietbedingungen gebaut werden kann, muss so etwas in der städtischen Eigenregie der MGS zusammen mit den stadteigenen Wohnungsbau-Unternehmen GWG und Gewofag geschehen. Etwas anderes wäre absolut verantwortungslos, weil durch teure Eigentumswohnungs-Projekte (selbst mit Alibi-Anteilen an geförderten Wohnungen der "sozialgerechten Bodennutzung") die Preis-Steigerungs-Spirale nur noch weiter und stärker angetrieben würde.

Herbert Gerhard Schön, München

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© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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