Schauplatz: Sechzger Stadion:"Der blanke Hass"

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Immer wieder gibt es an der Grünwalder Straße massive Probleme mit Hooligans. Es beginnt meist mit Sprüchen und endet in schweren Prügeleien.

Susi Wimmer

Der Sechzger-Fan an sich ist wie das Stadtviertel, in dem sein Stadion steht: bodenständig und eher mit Arbeiterkittel statt abgehoben und Schickimicki. So will es jedenfalls der Mythos. Und was ein echter Löwen-Anhänger ist, der geht eher ungern bis gar nicht in die Allianz Arena, denn seine Heimat ist und bleibt das Grünwalder Stadion. Zum Leidwesen der Polizei: Denn in dem alten Oval an der Grünwalder Straße hat sie ihre liebe Mühe, rabiate Löwen-Fans zu bändigen.

Immer wieder muss die Polizei durchgreifen - ähnlich wie hier in Magdeburg. (Foto: Foto: dpa)

Die Allianz Arena, so sagt Klaus Röschinger, Leiter der szenekundigen Polizeibeamten, sei - was Überwachung und Sicherheitsvorkehrungen betreffe - ideal, um Krawalle im Vorhinein zu unterbinden. An der Grünwalder Straße jedoch lassen sich rivalisierende Fanblöcke schwer bis gar nicht trennen, "und das Stadion liegt mitten in der Stadt". Als Bayernfans am vergangenen Sonntag zum Regionalliga-Derby durch Giesing marschierten, warfen Anwohner Flaschen aus dem dritten Stock herunter.

Um die "Vorherrschaft in Giesing", so Röschinger, gleich vorab zu klären, passten etwa 85 Personen, darunter Mitglieder der als gewaltbereit geltenden Fan-Gruppierung "Cosa Nostra", drei "Rote" von den Bayern schon am Wienerwald neben dem Stadion ab und schlugen sofort zu. Teilweise waren die "Blauen" mit Sturmhauben und Gebissschutz ausgestattet.

Überhaupt war an diesem Sonntag, an dem Sechzigs Erste in Osnabrück 3:0 und die Regionalligisten mit 1:0 im Derby gegen den FCB untergingen, einiges anders. Rivalität zwischen Rot und Blau gab es schon immer. Momentan aber, sagt Polizeihauptkommissar Röschinger, herrsche zwischen manchen Anhängern der Münchner Clubs "hochstilisierter, blanker Hass".

Während die Bayern mit Gesängen wie "Wenn wir wollen, kaufen wir Euch auf" provozieren, kontern die Löwen mit "Wenn wir wollen, bringen wir Euch um". Wenn die Rivalen sich außerhalb des Stadions treffen, geht es los mit Sprüchen, Beleidigungen, "das entwickelt eine solche Dynamik, dass sogar Leute plötzlich zuhauen, die ansonsten nicht gewalttätig sind".

Mehr als 150 gewaltbereite "Fans" gebe es bei den Löwen, schätzt Röschinger. Die Polizei versucht, die harte Szene durch Gespräche, notfalls auch durch Stadionverbote in Schach zu halten. Eines aber dürfe man nicht vergessen: "99 Prozent der Fans wollen Spaß und die Löwen spielen sehen."

© SZ vom 13.12.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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