Schadstoff-Grenzwerte:Ein brennendes Problem

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Künftig soll für alle Feuerstätten gelten, dass sie die Schadstoff-Grenzwerte einhalten müssen. (Foto: dpa-tmn)

Die Schonfrist ist vorbei: Früher als gedacht müssen wohl Zehntausende Münchner ihre Kamine erneuern, weil die Stadt neue Schadstoff-Grenzwerte festlegt - die strenger sind als vom Bund festgeschrieben. Wer schnell handelt, soll immerhin einen "Sprinter-Bonus" bekommen.

Von Dominik Hutter

Gut möglich, dass sich auf Münchens Wertstoffhöfen demnächst die Holz- und Kohleöfen stapeln. Umweltreferent Joachim Lorenz will von 2018 an auch die Besitzer älterer Feuerstätten zur Einhaltung der Schadstoff-Grenzwerte verdonnern - bislang gelten die Limits nur für neu gekaufte Anlagen. Betroffen wäre das Gros aller Ofen-Besitzer: 38 000 von insgesamt 52 000. Lorenz geht davon aus, dass sich eine Nachrüstung des Altbestands nicht lohnt. Den Freunden eines prasselnden Wohnzimmerfeuers bleibt also wohl nur der Gang in Baumarkt oder Fachgeschäft.

Echtes Feuer neben Couch und Glastisch liegt schwer im Trend: Rund 1100 Öfen werden in München jedes Jahr neu zugelassen. Dabei prüfen die Kaminkehrer, ob die Anlagen, die praktisch immer zusätzlich zu einer "echten" Heizung installiert werden, die strengen Grenzwerte für Stickoxide, Kohlenmonoxid und Feinstaub einhalten.

Eine Extrawurst genießen derzeit noch die Besitzer von Öfen, die vor Inkrafttreten der Münchner Brennstoffverordnung im Jahr 1999 eingebaut wurden. Zum Schrecken der Umweltschützer: Denn was so romantisch aussieht, ist für einen Gutteil der Luftbelastung verantwortlich. "Das ist nicht zu unterschätzen", warnt Lorenz. Untersuchungen des Landesamtes für Umwelt hätten ergeben, dass in den Wintermonaten rund 20 Prozent des Feinstaubs und der Stickoxide von den gemütlichen Heiz-Feuerchen stammen.

Die Frist zur Nachrüstung soll von 2024 auf 2018 gesenkt werden

Dagegen will die Stadt nun vorgehen - strenger als vom Bund geplant. Die Bundesimmissionsschutzverordnung sieht eigentlich vor, Altanlagen erst bis Ende 2024 entweder nach dem Stand der Technik nachzurüsten oder aber außer Betrieb zu nehmen. Lorenz findet diese Übergangsfrist zu großzügig: Stimmt der Stadtrat am Dienstag den Plänen zu, müssen die Öfen schon Ende 2018 den Vorgaben der Brennstoffverordnung genügen.

Die Regelung gilt für Heizöfen, die per Hand mit festen Brennstoffen wie Holz oder Kohle beschickt werden, also nicht für automatische Pellet-Anlagen, Gasthermen oder die klassische Ölheizung. Die betroffenen Öfen - im Verwaltungsdeutsch Einzelraumbefeuerungsanlagen - dienen lediglich der Wohlfühl-Atmosphäre, berichtet Lorenz. Als Dauerheizung dürfen sie ohnehin nicht verwendet werden. Von der Verschärfung ausgenommen sind offene Kamine und Kachelöfen, die es nach Angaben des Umweltreferenten aber ohnehin nur in geringer Zahl in München gibt.

Noch unklar ist, ob es ein Förderprogramm geben soll. Lorenz könnte sich durchaus vorstellen, eine Art "Sprinter-Bonus" einzuführen - eine Prämie für diejenigen Münchner, die sich schon 2015 einen umweltfreundlicheren Heim-Ofen gönnen. Die Verschärfung der Brennstoffverordnung ist mit dem Bayerischen Umweltministerium abgestimmt, das für den Münchner Luftreinhalteplan zuständig ist. Dieses Aktionsprogramm, das die Einhaltung der EU-Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide garantieren soll, wird demnächst fortgeschrieben. Dabei soll auch eine Maßnahme dazukommen, die vielen Autofahrern sicher nicht schmecken dürfte: Tempo 50 auf der Landshuter Allee.

© SZ vom 28.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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