Rudi Reinstadler:Hofbräu und Himmel

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Er hat schon zweimal das Design des Hackerzelts entworfen

Von Franz Kotteder

"Das ist quasi wie die Sixtinische Kapelle", sagt Rudi Reinstadler und grinst, "nur halt lustiger!" Tatsächlich ist das Hackerzelt sein flächenmäßig größtes Werk, ein Dreivierteljahr hat er mit einer Mitarbeiterin daran gearbeitet. 2000 Quadratmeter hat er da bemalt, das Zeltinnere rundum, sechseinhalb Meter hohe Gemälde, dazu einige Boxen. Michelangelo hat seinerzeit in der Sixtinischen Kapelle nur 520 Quadratmeter ausfüllen müssen. Der Clou ist: Reinstadler hat im Jahr 2016 das Zelt nach 2004 schon zum zweiten Mal ausgemalt. "So einen Auftrag kriegt man halt nur zweimal im Leben", sagt und grinst wieder.

Rudi Reinstadler hat Holzbildhauer gelernt in München, aber "gemalt hab' ich schon immer viel", sagt der 61-Jährige, "ich war aber nie an der Kunstakademie. Wahrscheinlich hab' ich mich dafür zu blöd angestellt." Dafür ging's zum Film, dort wurden plastische Arbeiten schließlich auch gebraucht, etwa Kulissen für die Unendliche Geschichte, Enemy Mine oder Asterix. Das ist vorbei, sagt er, Illusionen werden inzwischen digital erschaffen.

Über den Film kam Reinstadler auch zur Wiesn: Oscar-Preisträger und Filmarchitekt Rolf Zehetbauer ( Cabaret, Die unendliche Geschichte) entwarf 2004 das neue Hackerzelt und ließ ihm freie Hand bei der Bemalung des Inneren. Er malte monatelang tanzende Schäffler, Szenen aus dem Biedermeier-München, den Englischen Garten. Das riesige Hackerzelt war aber weder sein erster noch sein letzter Wiesn-Auftrag. Er hat schon vor 20 Jahren für die Münchner Knödelei den Knödeltopf über dem Eingang gemacht, hat einen Zyklus für die Fischer-Vroni und das Rondo über dem Haupteingang der Bräurosl gemalt, er hat die gesamte Fassade des Hofbräuzelts gestaltet. Und Zum Stiftl, das Zelt des Sprechers der kleinen Wiesnwirte Lorenz Stiftl, hat er auch verziert.

Aber das Hackerzelt, "ein Auftrag in dieser Größenordnung - das ist natürlich schon fantastisch". 2016 hat er viele Details aus der Gegenwart eingebaut. Einen über den Viktualienmarkt radelnden Christian Ude etwa, oder eine Burkaträgerin auf der Maximilianstraße. Bilder, in die recht viel reininterpretiert wurde, worüber Reinstadler immer noch lachen muss. Inzwischen ist der Künstler aufs Land gezogen, wegen der Gewerbemieten, "aber auch wegen der Ruhe." Also das Gegenteil von jenem Ort, wo er gerade wieder eine gleich 31 Hektar große Ausstellung hat, für ein Millionenpublikum.

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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