Rosa Kempf:Erste Rednerin im Parlament

Die Ziele, für die Rosa Kempf vor etwa 100 Jahren kämpfte, könnten heute wohl immer noch in einem Zeitungskommentar für mehr Frauenförderung stehen: Gleiche Chancen auf eine Ausbildung, ein genauso gutes Einkommen und ebenso viel Arbeit im Haushalt wie Männer. Rosa Kempf selbst zeigte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, dass es durchaus möglich ist, als Frau erfolgreich zu sein. Sie arbeitete sich von der Hilfslehrerin an einer Dorfschule in Niederbayern zur promovierten Sozialwissenschaftlerin hoch.

Für ihre Dissertation arbeitete sie einige Wochen in verschiedenen Münchner Fabriken und untersuchte dort die Lage der Arbeiterinnen. Sie stellte fest: "Die Männer allein sind beruflich gebildet, sie allein werden Vorarbeiter und Meister, stehen an den wichtigsten Posten, verteilen die Arbeit an die Frauen und kontrollieren sie." Was Kempf wohl dazu sagen würde, dass 2017 immer noch bloß etwas mehr als acht Prozent der Vorstandsposten in großen deutschen Firmen in Frauenhand waren? Zu ihrer Zeit kritisierte Kempf jedenfalls, dass sozialer oder hauswirtschaftlicher Unterricht Frauen nicht unabhängiger mache. Es sei eine Erziehung zu "unbezahlter Hausarbeit". Mit dem Ziel, Frauen für einen Beruf zum Geldverdienen auszubilden, gründete sie 1913 in Frankfurt das Frauenseminar. Und als erste Frau überhaupt hielt Kempf 1918 eine Rede in einem bayerischen Parlament. Gleichstellung von Mann und Frau, sagte sie dort, sei eine "selbstverständliche demokratische Forderung". "Alles andere bedeutet nur, dass die Frau minderberechtigt und auch minderwertig ist."

© SZ vom 25.10.2018 / chrh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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