Rock'n'Roll:"Ich habe eine perverse Lust, mich in Gefahr zu stürzen"

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Die Moral der Juliette Lewis: Die Schauspielerin und "Licks"-Frontfrau über Groupies und Lick-Lovers, über Moral und über die Grapscher bei ihren Gigs.

Michael Zirnstein

SZ: Ich möchte mich entschuldigen: Als Sie sich im Atomic Café in die Menge warfen, habe ich Ihren Hintern angefasst.

(Foto: Foto: AP)

Lewis: Sie waren das! Grapscher gibt's doch bei jedem Gig. Manchen trete ich in den Hintern. Aber wenn Sie mich nur auffangen wollten, dann ist das in Ordnung.

SZ: Haben Sie keine Angst, sich selbst tausenden Fans in die Arme zu stürzen?

Lewis: Ich habe eine perverse Lust, mich in Gefahr zu stürzen. Noch vor ein paar Jahren hatte ich Panikattacken in Menschenmassen. Ein Teil davon, diese Rockband zu machen, ist, sich solchen Ängsten nicht nur zu stellen, sondern sie sogar zu attackieren.

Ich bin jetzt völlig angstfrei auf der Bühne. Aber wenn ich fühle, dass da zwielichtige Gestalten im Publikum sind, dann springe ich nicht.

SZ: Gibt es männliche Groupies, oder schrecken Sie die durch Ihre dominante Bühnenpräsenz ab?

Lewis: Ich nenne sie nicht Groupies, sondern Licks-Lovers. Wir bringen die Leute dazu, sich gehen zu lassen. Klar, da gäbe es schon Jungs, die sich meinem Willen beugen würden. Aber es ist nicht mein Ziel, Leute derart auszunutzen. Im Herzen bin ich eine sehr moralische Person.

SZ: Spielen Sie auf der Rock-Bühne eine Rolle, oder sind das wirklich Sie selbst?

Lewis: Das bin schon ich. Meine Lieder, meine Texte, meine Energie - alles von mir. Klar, wie im Film handle ich auch hier mit Gefühlen. Aber die Musik ist eine Verlängerung meiner selbst.

SZ: Ist Ihnen Musik derzeit die wichtigste Ausdrucksform?

Lewis: Ja. Ich bin noch nicht fertig damit. Ich entdecke immer Neues. Ich drehe frühestens nächsten Winter wieder. Wer mich und meine Gefühle bis dahin sehen will, muss meine Konzerte besuchen.

SZ: Sie haben gerade vier Monate lang in London Theater gespielt. War das näher am Rockkonzert als der Film?

Lewis: Vor allem das Stück "Fool for Love" von Sam Shepard war Rock'n'Roll. Es ging um starkes Verlangen und großen Zorn, eine emotionale Schlacht von Anfang bis Ende - das ist schon wie im Konzert. Aber für mich war es eher wie Boxen, es hat mir alles abverlangt.

Juliette Lewis tritt am Mittwoch, 18. April um 20 Uhr in der Münchner Elserhalle (Rosenheim Straße 143, Telefon 21 83 91 82) auf.

© SZ vom 12.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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