Robert Habeck in Bayern:Grüne Ansichtssachen

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Die Bayernpartei und ihre Einreiseverbots-Fantasie

" Mitten in Bayern: Einreiseverbot für Robert Habeck" vom 29./30. Mai:

Gerade noch eingebremst

Was ich an der SZ schätze? Logo, das verlässlich Investigative, wurscht, ob im schönen Panama oder auf Ibiza, der Insel der Schoarfen und (...). Mindestens genauso goutiere ich den Wermut, den ein pfiffiger SZ-Messdiener dank der Glosse "Mitten in Bayern" jüngst augenzwinkernd in den Messweinkelch beim SZ-Hochamt zur Apotheose der Grünen geschüttet hat. "Wermut kann Menschen helfen", so lesen wir im allfälligen Intelligenzblatt Apothekenumschau, "die häufig zu Blähungen und Völlegefühl neigen". Ja, damit wird sie verdaulicher, die aufgeblähte Hofberichterstattung der SZ über den allenthalben in ihren Zeitungshimmel beständig geschriebenen, unglaublich gewaltigen Wahlerfolg der guten Grünen.

Zuweilen trug ich mich mit der Befürchtung, meine Lieblingszeitung werde in ihrer Grünen-Euphorie morgens mit grünen Lettern mir meine Frühstückslektüre färben. Schön, die gewohnte Druckerschwärze blieb. Danke. Noch schöner, wenn das Blatt, das unzweifelhaft eine Richtung hat, dennoch wieder auf den Boden einer distanziert-kritischen Berichterstattung zurückfindet. Auch und gerade bei jener über den neuen Jesus und seine Apostel*innen und ihren (hoffentlich) klimaneutralen Einzug ins Jede(r)-Fünfte-hat-uns-gewählt-Jerusalem, das zeitungshimmlische. Danke im Voraus sagt: Johann Wolfgang Robl, Aschheim

Wer ko, der ko

Abgesehen von ein paar nationalistisch regierten Salvinisten und zu Kurz gekommenen Orbánausen sind die europäischen Länder und ihre Landsleute teilweise passabler zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen als manche Regionen in unserem eigenen Land. Ein paar Missverständnisse gilt es aber noch auszuräumen.

Weil das Vereinigte Königreich den deutschen "Traktor-Willi" verdächtigte, nur zum Betteln ins Land zu kommen, hat er mit einem herzhaften "ihr könnt mich mal" die Schikane beendet und seine Tour nach Schottland abgebrochen. Die britische "Brexit-Theresa" sah sich in Brüssel demselben Verdacht ausgesetzt wie der Traktor Willi und trat ebenso wenig amused von ihrer EU-Gipfel-Tournee zurück.

Obwohl Robert Habeck ausdrücklich nicht zum Betteln nach Bayern kommt, will die stellvertretende Generalsekretärin der Bayernpartei, Regina Schropp, dem gebürtigen Lübecker die Einreise in den Freistaat verweigern. Nicht dass der Chefmissionar der Grünen die sturen Eingeborenen erneut zur Demokratie bekehren will. Oder, noch schlimmer, einen Ägypter aus Kairo anschleppt, der ihm lieber ist, als ein Bayer von der Alm. Ob Habeck kommt oder auf Wunsch der Bayernpartei von unserer Grenz-Kavallerie zurückgewiesen wird, wäre aber eh wurscht. Die Grünen fahren mit Themen wie dem Klimaschutz bei Wahlen im Freistaat auch ohne Habeck regelmäßig Traumergebnisse ein. Die Bayernpartei und Regina Schropp, mit ihrer Forderung nach einem ermäßigten Steuersatz für die Brauchtumspflege, dagegen eher nicht. Man hatte sich ein besseres Ergebnis bei der Europawahl erhofft als eine Null vor dem Komma. Was einmal mehr verdeutlicht: Man sollte erst dann über Prozente reden, wenn die Promille verflogen sind. Manfred Jagoda, Ismaning

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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