Riskanter Verzehr:Gammelfleisch-freie Wiesn

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Pro Wiesn landen 95 Ochsen, 480.000 Hendl und 56.000 Schweinshaxn auf den Tellern der hungrigen Gäste. Besteht angesichts solcher Massen Gammelfleisch-Gefahr auf dem Volksfest?

Astrid Becker

Die meisten Münchner Gastronomen, darunter auch Wiesnwirte, haben schon mal Waren der Skandalfirma Bruner bezogen, wie die SZ vor knapp zwei Wochen bereits berichtete. Die Wiesn selber jedoch, so betonen Wirte und Behörden nun gleichermaßen, "ist und bleibt Gammelfleisch-freie Zone".

Tatsächlich spricht einiges dafür, dass der Wiesnbesucher nichts zu befürchten hat. Bereits seit Jahren hatte die Johanneskirchner Firma das Oktoberfest nicht mehr beliefert. Aus logistischen, nicht aus qualitativen Gründen, wie es heißt. Zudem will das Kreisverwaltungsreferat (KVR) heuer verstärkt darauf achten, woher die Lieferungen für die Wiesn stammen. "Die Brisanz ist klar", sagt KVR-Sprecher Christopher Habl. Die Anzahl der Kontrollen werde aber nicht erhöht. Das hält er auch nicht für nötig: "Die Wirte sind selbst sehr sensibilisiert, sie haben sich auch schon bereit erklärt, alles offenzulegen." Zudem seien die Kontrollen auf der Wiesn von jeher sehr scharf: "Behörden und Betreiber sind ja an einem Ort, die Wege also kurz."

Von Kontrollen mindestens einmal am Tag berichten auch die Festwirte. Ihr Sprecher Toni Roiderer sagt: "Wir haben fast nur frische Ware, selbst Hendl werden täglich frisch geliefert, und zwar alles werktags bis 13 Uhr, am Wochenende bis elf Uhr." Wie die Ochsen der Ochsenbraterei beispielsweise, die eigens für die Wiesn in den städtischen Gütern gezüchtet werden, oder die Hendl, die von großen Lieferanten stammten, wie Astenhof oder Wiesenhof, die täglich schlachten könnten. Heimliche Nachlieferungen seien nicht möglich: "Die Lieferwege sind nach den genannten Zeiten dicht."

Doppelt so stark kontrolliert

Dass die Wiesn heuer in Sachen Lebensmittel noch sicherer sein wird als bisher, davon ist auch "Hippodrom"Wirt Sepp Krätz überzeugt: "Die Wiesn wird doppelt so stark kontrolliert wie jeder normale gastronomische Betrieb. Heuer sind die Wirte noch vorsichtiger. Niemand will schließlich sein Zelt verlieren." Deshalb ist Krätz auch so sauer auf eine Münchner Tageszeitung, die sein Lokal "Andechser am Dom" mit Bruner in Verbindung gebracht hatte. "Diese Firma hat mich vor 15 Jahren mal in der Waldwirtschaft beliefert, allerdings mit hundsmiserabler Qualität, da habe ich sie sofort von der Lieferantenliste gestrichen."

Die Nennung von Wirten, die von Bruner irgendwann bezogen haben, hält auch Oberstaatsanwalt Anton Winkler für fragwürdig. Bruner habe dreierlei Fleisch angeboten, sagt er: "Gutes, zu lange gelagertes und verdorbenes." Wer also dort einwandfreies Fleisch gekauft und weiterverarbeitet habe, "hat sich nunmal nichts zu Schulden kommen lassen".

© SZ vom 13.09.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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