Internationales Restaurant im Nationalmuseum:Perfektion im Museum

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Das Bayerische Nationalmuseum an der Prinzregentenstraße gilt als Schatzkammer der Wittelsbacher. Doch seit März steht nun eine weitere Kunst im Mittelpunkt: die des Kochens.

Rosa Marín

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Ein besonderer Ort: Im neuen Restaurant im Bayerischen Nationalmuseum speist man einer langen Tafel. (Foto: Robert Haas)

Es gibt Orte in München, da ist man fern von dieser Welt. Hier verbringt man Abende auf einer Südterrasse, der Narziss-Brunnen plätschert, hinter den hohen Mauern des illuminierten Innenhofes rauschen in der Ferne die Karossen vorbei, am Nachthimmel funkeln die Sterne - und, ach ja, man meint förmlich, hier auf seinem weißen Teller auch gleich einen Stern aufgehen zu sehen, so perfekt vereinen sich dort Pulpo, Fenchel und Perlzwiebeln. Rosa Marín neigt wahrlich nicht zu Übertreibungen, trotzdem sei noch einmal versichert, dass es diesen Ort wirklich gibt. Man kannte ihn nur bislang nicht in München.

Das Bayerische Nationalmuseum an der Prinzregentenstraße gilt als Schatzkammer der Wittelsbacher, aus 15Jahrhunderten türmen sich dort kunstvolle Möbel, Bilder, Ritterrüstungen. Im renovierten Westflügel des Hauses steht seit März dieses Jahres nun aber eine weitere Kunst im Mittelpunkt: die des Kochens. In ehemaligen Ausstellungsräumen im Souterrain sind zwei sehr junge Köche, die beide bei Sternegastronomen gelernt haben, damit beschäftigt, raffiniert Mini-Ananas-Würfel aufzutürmen, diese neben eine Gänseleberterrine samt Schaum und unglaublichem Gänselebereis zu setzen und dann mit Kaffeesprengseln wunderschönst zu drapieren. Diese Vorspeise kostet übrigens 21 Euro.

Die Museumsdirektorin, eine kultivierte Dame mit internationaler Erfahrung, ist bestrebt, ihr Haus zu öffnen. In Metropolen wie New York oder London gibt es längst ambitionierte Restaurants, die unabhängig von den Öffnungszeiten ihr eigenes Süppchen inmitten des Kulturbetriebs kochen. Und so eröffnet sich nun im schönsten München endlich auch ein Raum, der bislang verschlossen war. Das Restaurant im linken Flügel erreicht man über die neu gestaltete Gartenanlage von der Front her oder seitlich - und das ist schier unglaublich für die Parkplatzmangelstadt München - über die Lerchenfeldstraße, wo man praktisch direkt vor den schlicht eingedeckten Tischen parkt.

Dass die Autos auf dem Gästeparkplatz allesamt ein bisschen größer sind, versteht sich angesichts der Preise auf der Karte. Das Restaurant im Bayerischen Nationalmuseum ist halt High Class - in allen Aspekten. Das Menü mit vier (59 Euro), mit fünf (68 Euro) oder sechs Gängen (75 Euro) beginnt mit einem vielversprechenden Gruß aus der Küche. Bei der Parmesanmousse mit Parmaschinken und karamellisierter Roter Beete schwante den Testessern schon, dass sie es hier mit besonderen Nuancen der feinen Küche zu tun haben werden. Etwa beim Hauptgang namens Maibock, der à la Carte für 27 Euro zu haben ist. Fast zu schön, um mit Messer und Gabel behelligt zu werden: Dunkelrote, saftige, nicht blutige Rückenstücke sind in schwarzen Mohn gerollt, Egerlinge und feinste Spätzle fügen sich genussvoll in Pfirsichsauce. Auf Nachfrage, weil es ein bisserl wenig Sauce war, kommt die Kellnerin sofort mit Nachschub. Alles angenehm unaufgeregt. Nichts ist hier von jener vornehmen Verklemmtheit zu spüren wie in manchen anderen Lokalen, die Küche auf sehr hohem Niveau bieten.

Auch unten im historischen Kreuzgratgewölbe ist es gemütlich trotz kühlen Designermobiliars und dunkler Lederwandbespannung. Die beiden Gewölberäume verbindet eine lange Tafel, fünf Meter geschnitten am Stück aus einer Eiche. Wer hier nach Vorbestellung Platz nimmt, schaut nicht in die Menükarte; einer der zwei Köche kommt persönlich zur Beratung vorbei. André Wöhner und Michael Emmerz haben sich hier ihren Traum vom Spitzenrestaurant erfüllt, mit von der Partie sind die Restaurantprofis Martin Kolonko und Hermann Zimmerer, die in München unter anderem das Café Forum, das Wirtshaus zur Brezn und das Café Freiheit betreiben.

Gut 60 Restaurantplätze bietet das Gewölbe, noch einmal so viele sind es auf der Terrasse - mittags und abends werden hier hauptsächlich regionale Zutaten verfeinert. Zu loben sind auch die Nudeln an Rhabarber, Spargel und Rucola (14 Euro), eine spannende Kombination mit hervorblitzender Säure. Oder die Ochsenschwanzsuppe (9 Euro), die am Tisch aus einer kleinen Karaffe in den Teller perlt, am Rande warten in Teig gehüllte Fleischpralinées auf köstlichem Sud mit Sellerie und Spargelstückchen. Wenn es die perfekte Ochsenschwanzsuppe gibt, dann ist es diese.

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Lisa Sonnabend

Übersichtlich und fein ist die Menükarte, ebenso wie die Dessertauswahl. Das Waldmeistereis mit Topfen, Himbeere und Krümel (9 Euro) würde man am liebsten ebenso lang konservieren wie die Kulturschätze nebenan, so außergewöhnlich ist es geraten. Die Weinkarte wartet mit einem Schwerpunkt auf Deutschland und Österreich auf, in das schöne Gewölbe wurde dafür mit Riesenaufwand ein Weinschrank eingebaut. Gleich daneben macht ein großes Fenster in die meisterliche Küche viel Vorfreude.

© SZ vom 22.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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