Restaurant Don Quijote:Die Rückkehr des Ritters

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Eher Bodega als Restaurant: das neue Don Quijote. (Foto: Florian Peljak)

Das Don Quijote in Schwabing war um 1960 das erste spanische Lokal in München. Nun hat es wiedereröffnet - und ist eher Bodega als Restaurant. Viele Tapas überzeugen, nur ein traditionelles Gericht wird hier als fader Abklatsch seiner selbst serviert.

Von Johanna N. Hummel

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Es gibt einen Satz der Weltliteratur, den in Spanien fast jedes Kind lernt und sich merkt, bis es alt geworden ist. Man sollte das einmal in Deutschland versuchen. Aber Spanien ist eben anders. Dort werden Miguel de Cervantes und sein Don Quijote verehrt, die ersten Worte des Romans gehören zum Alltag: "An einem Orte der Mancha, an dessen Namen ich mich nicht erinnern will . . ." Wer das falsch zitiert, der hat die spanische Seele und ihre Hintergründigkeit nicht richtig erfasst.

Im "Don Quijote" in der Biedersteiner Straße gab der Gastronom Andreas Fritzen nach der Eröffnung seines Restaurants im Dezember die weißen Wände frei, die Gäste durften sich darauf verewigen. Über einem Rundbogen stehen seither in Versalien die berühmten Worte. Spanische Gäste zucken beim Lesen allerdings zusammen, weil aus dem "Ich will mich nicht erinnern" ein "Ich kann nicht" geworden ist.

Etwa 1960 öffnete im Kellergewölbe des Hauses das erste spanische Restaurant Münchens. Don Quijote hieß es, und an seine feine Küche wollen sich so manche Gäste heute noch erinnern. Nach vierzig Jahren schloss das Lokal, der Keller stand leer, 2013 zog dann Andreas Fritzen ein.

Das neue Don Quijote ist eher Bodega als Restaurant, ausstaffiert mit spanischen Fliesen, dunklen Möbeln, mit Holztischen, Bänken und Stühlen. Über den Tischen hängen Conquistadores-Helme als Lampenschirme, neben der Bar ragt ein Stierkopf aus Pamplona in den Raum.

In der Vitrine ist die Tapas-Karte en nature ausgestellt

Vor der offenen Küche befindet sich eine Vitrine, in der die Tapas-Karte en nature ausgestellt ist - als optische Nachhilfe sozusagen. Mehr als 25 Tapas stehen auf der Karte (4,20 bis 12,50 Euro), und was aufgetragen wurde, sah hübsch aus: Die Gambas brutzelten in heißem Knoblauchöl; die Boquerones kamen sanft frittiert auf den Tisch; die knusprigen Croquettas waren mit einer cremigen Farce aus Fleisch und Bechamelsauce gefüllt, so wie es sich gehört; oder die scharfe Blutwurst auf weißen Bohnen - eine Geschmacksexplosion.

Nur hin und wieder gab es Tiefs: Der kalte Oktopus in Kürbiskern-Öl war zäh, die Baby-Calamares hüllte ein alles erstickender Teigmantel ein, die feinen Krebsfleisch-Bällchen hatten einen Klacks süß-scharfer Sauce abbekommen, die nach Dutzendware schmeckte. Und dann die Tortilla. Es ist erstaunlich, in welch kulinarische Höhen Kartoffeln, Zwiebeln, Öl, Eier, Salz führen können. Allerdings nicht im Don Quijote: Es gab den faden Abklatsch einer Tortilla.

Alles vergessen, spätestens bei einem San Miguel vom Fass (0,3l, 3,70), oder einem Wein. Auf der kleinen Weinkarte stehen vor allem rote Flaschenweine (24,50 bis 58,50) aus verschiedenen Regionen. Wer einen Schoppen will, muss sich beschränken, weil nur ein weißer und ein roter offen angeboten werden.

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Woher sie stammen, konnte der freundliche Kellner nicht sagen. Unscheinbar und trocken waren sie und erlebten in kurzer Zeit eine wundersame Preissteigerung von 2,80 auf 3,80 für 0,2 Liter. Auch das Brot tauchte plötzlich in der Rechnung auf, mit happigen 2,50 für ein Körbchen. Ein Versehen?

Bei den Hauptspeisen gibt sich die Küche bescheiden, was für sie spricht, sechs Gerichte bot sie, allen voran die Paella. Schön dekoriert mit Gambas und Zitronenvierteln wurde sie serviert. Allerdings schienen dem Koch einige Zutaten ausgegangen zu sein, ein paar Muscheln und Tintenfische ließen sich aus dem Reis fischen und recht knochige Hühnerteile.

Ein zweiter Versuch tröstete, ordentlich schmeckte das Ganze, nur mit dem Safran wurde nach wie vor geknausert (für zwei Personen 31). Anderes war interessanter, das spanische Gulasch mit intensiv marinierten Fleischstücken zum Beispiel (16,50), das Kaninchen in einer dicken Sauce aus Honig, Wein und Knoblauch (14,50), und die großen, orangenen Miesmuscheln in einer Tomaten-Weißwein-Sauce (12,50).

Bei den Nachspeisen schmeckte vor allem der Flan. Fein war er, mit viel flüssigem Karamell und mit gerösteten Mandeln, was eine Spanierin am Tisch "deutschen Nüsse-Touch" nannte (4,40). Sie hat ja so recht, doch es ist egal. Das Don Quijote ist dennoch ein Ort, an welchen ich mich erinnern will.

© SZ vom 20.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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