Regionalbischöfin:Mehr Respekt vor den Alten

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Beim Empfang der evangelischen Kirche gibt es ein zentrales Thema

Von Jakob Wetzel

Es ist wie ein Spiel, wenn Susanne Breit-Keßler zum Jahresempfang in die Allerheiligenhofkirche bittet: Die Regionalbischöfin des evangelischen Kirchenkreises München und Oberbayern gibt ein soziales Thema vor, zuletzt etwa die Aufnahme von Flüchtlingen. Sie lädt neben Vertretern von Politik, Kirchen und Gesellschaft zahlreiche Haupt- und Ehrenamtliche aus den Gemeinden ein, die sich engagieren. Und ans Mikrofon bittet sie Vertreter von Stadt, Bezirk und Freistaat. Sie sollen ein Grußwort sprechen, aber tatsächlich beginnen sie sich zu rechtfertigen, zuweilen geraten sie gar in Erklärungsnot.

An diesem Donnerstag hat sich Breit-Keßler den Respekt vor älteren Menschen vorgeknöpft. Man müsse barmherzig mit den Schwächen des Alters umgehen und dringend die Altersarmut angehen, fordert sie: Betroffen seien schon 15 Prozent der Rentner. Oft seien es Frauen und Witwen, die im Beruf weniger als Männer verdient und dabei länger daheim für die Familie gearbeitet hätten. Die Aufgabe ist gestellt; als erste versucht sich die bayerische Sozialministerin Emilia Müller (CSU). Man müsse dafür sorgen, dass Geringverdiener im Alter nicht in Not geraten, sagt sie und zählt auf, wo die Regierung nachbessern wolle. Aber der Staat könne diese Aufgabe nicht alleine stemmen. Konkreteres hat Christoph Hillenbrand zu bieten, der scheidende Regierungspräsident von Oberbayern; es ist sein letzter Abend im Amt, von diesem Freitag an ist er Präsident des Bayerischen Obersten Rechnungshofes. Er zählt auf, um was sich seine alte Behörde alles kümmert und landet sogar bei der Genehmigung öffentlicher Verkehrsmittel: Da achte die Regierung etwa auf niedrige Stufen, genügend Licht und nicht zu schnell schließende Türen, wegen der Senioren. Stadtrat Christian Vorländer (SPD) schließlich sagt, dass 14 000 ältere Münchner Grundsicherung bezögen. Anspruch auf Sozialhilfe hätten noch mehr, viele würden sich aber zu sehr schämen, um ihn in geltend zu machen. Die Stadt betreibe 32 Alten- und Servicezentren und kurbele den Wohnungsbau an.

Eine Stunde lang haben die vier geredet, Widerspruch ist nicht vorgesehen, auch ein Sieger wird nicht gekürt, stattdessen ruft Breit-Keßler ans Büffet. Die Münchner Buck Roger & The Sidetrackers geben ein Konzert. Sie spielen Swing; der Stil ist rund 80 Jahre alt, aber die Musik ist jung und belebend.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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