Region:Proteste im Umland

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Nicht nur in der Stadt wird um Erholungsflächen gestritten

Von Sabine Wejsada, Taufkirchen/Unterschleißheim

Der Siedlungsdruck stellt nicht nur die Stadt München vor große Herausforderungen, was den Bau von Wohnungen angeht, auch die Kommunen im Landkreis müssen wegen des anhaltenden Zuzugs Platz schaffen für die vielen Tausend neuen Einwohner. Und da bleibt oft nichts anderes, als Grünflächen am Ortsrand für die Bebauung ins Auge zu fassen. Bei der Bevölkerung stößt dies nicht selten auf Widerstand. Kaum einer, der wegen der Natur aufs Land gezogen ist, freut sich darüber, dass ihm ein Häuserblock vor die Haustür gesetzt wird.

In Taufkirchen zum Beispiel haben die Wähler bei zwei Bürgerentscheiden in den Jahren 2007 und 2008 eine Bebauung der Kegelfelder, einem 150 000 Quadratmeter großen Gebiet nördlich der Realschule und östlich der S-Bahn, gestoppt. Die Kegelfelder sollen langfristig für Gemeinbedarf freigehalten werden, so lautete das Ergebnis der jeweiligen Abstimmung. Die Gemeinde Oberhaching fährt bereits seit den Siebzigerjahren eine Linie, die nur eine äußerst maßvolle Bebauung zulässt. Der Ort will seine Grünflächen als Erholungsmöglichkeit für die Bevölkerung erhalten. In flächenmäßig begrenzten Gemeinden wie Ottobrunn oder Unterhaching kann man so gut wie keine großen Wohnsiedlungen mehr ausweisen; hier ist nur eine innerörtliche Nachverdichtung möglich.

In Unterschleißheim, der mit mehr als 30 000 Einwohnern größten Kommune im Landkreis München, treibt die Bürger ganz aktuell die Sorge um, dass das ganze Grün großräumig bebaut wird: Die Stadt ist gerade dabei, einen neuen Flächennutzungsplan aufzustellen - kritisch begleitet von der Bevölkerung. Vor allem die Pläne, am südlichen Ortsrand große Neubaugebiete auszuweisen, insbesondere zwischen Friedhof und Landshuter Straße zum Berglwald hin, stoßen auf breite Ablehnung. Brigitte Wagner von der Interessengemeinschaft "Für ein lebenswertes Unterschleißheim" bezeichnet die geplante "massive Bebauung" für mindestens 3500 neue Einwohner als fragwürdig. Damit seien die ohnehin wenigen Grünzüge der Stadt in Gefahr. Diese zu Gunsten einer weiteren Wohnbebauung zu opfern, sei eine falsche Entscheidung, meinen die Gegner. Sie wollen deshalb in den nächsten Wochen "die Leute aktivieren, damit sie ihren Protest kundtun". Geplant seien Infostände und die Sammlung von Unterschriften, um "Druck aufzubauen", kündigt Wagner an. Nicht ausgeschlossen, dass die Gegner des Flächennutzungsplans versuchen werden, ein Bürgerbegehren anzustreben.

Die Ortsgruppe Schleißheim im Bund Naturschutz (BN) sieht eine dichte Bebauung zwischen Ober- und Unterschleißheim ebenfalls kritisch: Das Trenngrün zwischen den beiden Kommunen müsse erhalten werden, fordern die Naturschützer. Wenn es nach dem BN geht, könnte entlang einer drei Kilometer langen Strecke der "Moosheidepark Schleißheim" entstehen. Mit viel Grün.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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