Rechtsstreit:Räumungsklage gegen den Bischof

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Die Gemeinde der serbisch-orthodoxen Kirche will vor Gericht den Auszug des ungeliebten Oberhaupts erstreiten.

Monika Maier-Albang

Den Weg zum Sitzungssaal 212 weist der Pförtner mit der Bemerkung: ,,Sie wollen zu den beiden Kirchen, die gegeneinander prozessieren?'' Das ist nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch. Beide Parteien, die sich im Justizpalast treffen, sind Mitglieder der gleichen serbisch-orthodoxen Kirche. Doch schon die Sitzordnung zeigt, was man voneinander hält: Die Priester in Schwarz sind links an der Wand aufgereiht, die zahlreich erschienenen Gläubigen füllen den Rest des Saals. So sieht es aus, wenn eine Kirchengemeinde gegen ihren Bischof klagt.

Die serbisch-orthodoxe Gemeinde Münchens will vor Gericht erreichen, dass ihr Bischof Konstantin Djokic das Münchner Gemeindezentrum räumt. Seit 1991 ist Djokic Bischof für Mitteleuropa, seine Diözese umfasst Deutschland, Österreich und die Schweiz. Von den 67 Gemeinden sind mittlerweile mehrere verkracht mit ihrem Bischof.

Ähnlicher Streit in der Schweiz

In Zürich eskalierte der Streit 2005 derart, dass die Gemeinde gegen den Bischof ein Hausverbot erwirkte. Djokic wiederum drohte den Wortführern der Gemeinde mit Exkommunikation - in Zürich, und inzwischen auch in München. Hier schwelt der Streit seit dem Jahr 2000, als der Bischof von Hildesheim, dem Verwaltungssitz der Diözese, ins neue Gemeindezentrum nach Neuperlach umzog.

Die Gläubigen hatten 1,2 Millionen Euro für den Bau gespendet, die evangelische Landeskirche übernahm eine Bürgschaft in Höhe von 700.000 Euro, das Erzbistum München-Freising gab den Grund auf Erbpacht dazu - für den Kirchengemeinde-Verein wohlgemerkt, nicht für den Bischof.

Der, so sieht es der Großteil der Gemeinde, kam ungebeten mit Sekretär, Nonne, Diakon und einer ganzen Priesterriege und belegte nach und nach immer mehr Räume. Vor allem aber versetzte er den in der Gemeinde hoch geschätzten langjährigen Priester Slobodan Milunovic, der seitdem krankgeschrieben ist.

Für die Priester des Bischofs indes steht fest: Djokic zog nicht gegen den Willen der Gemeinde ein und er zahle Miete für die Räume. Eine Bemerkung, die im Publikum ebenso für Erheiterung sorgt wie die Feststellung der Priester, dass die Nonne für die Gemeinde arbeite. ,,Sie zündet Kerzen an und öffnet die Kirchentür'', sagen die Priester. ,,Sie ist seine Haushälterin'', kontern Gegner.

Zwei Monate bis zum Urteil

Drei Stunden lang durchschreitet Richter Gerhard Grossmann mit den Zeugen beider Parteien virtuell die Räumlichkeiten: vom Kellerabteil, in dem Bücher der Diözese stehen sollen, über die Waschmaschine, die eventuell eine ,,Diözesanwaschmaschine'' ist, bis hin zum Obergeschoss, von dem die Gemeinde sagt, dass niemand mehr ohne die Erlaubnis der Nonne hinauf dürfe. Der Richter deutet an, dass der Bischof auf Dauer wohl ,,kein Recht hat zu bleiben''.

Das Urteil soll zwar erst am 2. April verkündet werden. Die Gemeinde aber feierte am Samstag schon mit Zuversicht den 60. Geburtstag ihres Erzpriesters Milunovic. Der ,,gesellige Begegnungsabend'' fand allerdings nicht im eigenen Gemeindesaal statt - zu nah am Bischof. Die griechisch-orthodoxen Brüder hatten in der Allerheiligenkirche an der Ungererstraße Asyl gewährt.

© SZ vom 5.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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