Raumnot an Münchner Schulen:Druck auf Gymnasien wächst

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Am Wilhelmsgymnasium im Lehel teilen sich 27 Klassen 20 Klassenzimmer. (Foto: Robert Haas)

Münchens Gymnasien sind übervoll - und das wird sich auch so schnell nicht ändern: Hohe Übertrittsquoten und steigende Schülerzahlen sprengen das Raumangebot. Und auch das 860-Millionen-Bauprogramm der Stadt wird wohl kaum Entspannung bringen.

Von Melanie Staudinger

Am Wilhelmsgymnasium im Lehel teilen sich 27 Klassen 20 Klassenzimmer. Das Bogenhausener Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium besuchen seit Jahren 1200 bis 1300 Schüler, obwohl es nur für 800 bis 900 ausgelegt ist. Die Schulleiter von Ludwigsgymnasium und Erasmus-Grasser-Gymnasium am Westpark fordern ein drittes Gymnasium in ihrer Nachbarschaft, um die akute Raumnot endlich zu beenden.

Die drei Beispiele zeigen: Münchens Gymnasien sind übervoll - und das wird sich auch so schnell nicht ändern. "Der Druck wird nicht nachlassen", sagte Münchens Zweite Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) am Dienstag bei einer Pressekonferenz des Bildungsreferats zur Entwicklung der Schülerzahlen an Realschulen und Gymnasien.

Trotz des Umbaus von Haupt- zu Mittelschulen wechselten auch in diesem Schuljahr mehr als die Hälfte aller Münchner Grundschüler aufs Gymnasium. Bayernweit liegt die Quote bei etwa 40 Prozent. Ein besonders geburtenstarker Jahrgang habe den Ansturm an die weiterführenden Schulen im September noch verstärkt, erklärte Strobl. Sie sieht nur einen Ausweg: Die Stadt muss mehr Platz schaffen, sei es durch Neubauten oder Erweiterungen. Im Schuljahr 2013/14 zählen die 24 städtischen und staatlichen Realschulen 12.828 Schüler. Bei den 39 Gymnasien sind es 32.814 Schüler.

Dass München wächst, ist keine neue Nachricht. Der im Dezember 2012 veröffentlichte Demografiebericht des städtischen Planungsreferats brachte dann allerdings doch eine Überraschung. In der Stadt sollen bis 2020 etwa 1,58 Millionen Einwohner leben. Frühere Prognosen hatten diese Masse erst zehn Jahre später erwartet. Mehr Bürger bedeuten mehr Schüler an den Gymnasien und Realschulen. So soll es im Schuljahr 2020/21 bereits 13.474 Realschüler geben. Bei den Gymnasiasten wird die Zahl gar auf mehr als 36.000 ansteigen.

Bereits im Juli 2013 hat der Stadtrat daher den Bau von zwei weiteren Realschulen am Bildungscampus in Freiham und in der Heidemannstraße/Carl-Orff-Bogen sowie zwei Gymnasien im Gebiet der Bayernkaserne und im Bildungscampus Freiham beschlossen. Von 2012 bis 2016 stehen dem Schulreferat insgesamt 863 Millionen Euro für Neubauten und Generalsanierungen zur Verfügung. Dass das nicht reichen wird, ist den Kommunalpolitikern bewusst.

Die Verwaltung prüft momentan weitere Standorte. Bis 2020 könnte sich das Investitionsvolumen auf mehr als eine Milliarde Euro erhöhen. Für neue Realschulen sind die Franz-Mader-Straße, die Aschauer Straße und der Münchner Nordosten als Standorte im Gespräch, für Gymnasien die Messestadt Riem, der Ratzingerplatz, der Campus an der Fürstenrieder Straße, der Münchner Nordosten und eventuell Freiham.

Neues Gymnasium im Münchner Norden

Im kommenden Jahr plant die Stadt ein neues Gymnasium im Münchner Norden (64,5 Millionen Euro), die Generalinstandsetzung und Erweiterung des Moosacher Schulzentrums mit Grund- und Realschule sowie Gymnasium (92 Millionen Euro) sowie den Abriss und Neubau des Schulzentrums in der Grandlstraße mit Grund- und Realschule (70 Millionen Euro).

Alle neuen Schulen werden nach dem Lernhauskonzept der Stadt konzipiert. Lernhäuser sind kleine Unterabteilungen innerhalb des Schulgebäudes, sowohl baulich als auch pädagogisch. In jedem Teilbereich begleitet ein festes Team von Lehrern die Schüler während ihrer Schulzeit. So soll die individuelle Förderung der Schüler besser funktionieren als in herkömmlichen Schulen. Bisher setzen das neue Gymnasium in Trudering sowie zehn städtische Realschulen das Konzept ganz oder teilweise um.

Neben der Errichtung neuer Schulen setzt Stadtschulrat Rainer Schweppe einen Schwerpunkt auf den Ausbau der Ganztagsbetreuung. An allen städtischen Realschulen und Gymnasien gibt es Ganztagsangebote in offener oder gebundener Form. Ziel bis zum Schuljahr 2018/19 soll sein, den Anteil der Angebote an den städtischen Realschulen von 36 auf 63 Prozent, bei Gymnasien von 14 auf 27 Prozent zu erhöhen. Das entspreche rechnerisch fast 138 zusätzlichen städtischen Lehrer, die eingestellt werden müssen.

© SZ vom 23.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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