Radeln in der Region:Für Freizeitradler - und nicht für Kilometerfresser

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Der Buga-Radlring rund um München erschließt bequem die schönsten Landschaften. Ein weiterer Ring ist in Planung.

Peter Schelling

Wenn Bernd Burgmeier an den Wochenenden von Olching aus mit seiner Familie zu einer Radtour aufbricht, dann geht es meistens in Richtung Norden. Burgmeier ist so etwas wie der Chef-Tourenplaner beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Fürstenfeldbruck und weiß deshalb sehr genau, wo es die schönsten Strecken gibt.

Von seinem Wohnort Olching aus gelangt der 44 Jahre alte Leiter der Produktionssteuerung bei Infratest schnell ins Fürstenfeldbrucker und Dachauer Hinterland, wo sich die Landschaft schön sanft dahinwellt und wo sich nach wie vor viele kleine Nebenstraßen finden lassen, auf denen der Autoverkehr noch nicht überhand genommen hat. Andere Radfahrer haben es da in der Regel nicht ganz so leicht. Sie sind vor allem auf Radwege mit einer ausreichenden Beschilderung und auf gutes Kartenmaterial angewiesen, um an ihr Ziel zu kommen.

Radlrouten mit Themen

Es war die Bundesgartenschau im vergangenen Jahr, die der Region das beschert hat, was viele Freizeit-Radfahrer schon lange vermisst hatten: einen durchgehenden Radlring rund um die Landeshauptstadt, der nicht nur eine Reihe von Gemeinden miteinander verbindet, sondern mit seinen Themenrouten auch noch das Münchner Umland in seiner ganzen Vielfalt und Schönheit erschließt.

Entstanden war die Idee schon ein paar Jahre vorher beim Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum, als es darum ging, wie die Region um München in die Buga mit einbezogen werden könnte. ,,Mich hatte das schon lange umgetrieben, dass es keine richtige Vernetzung der Radwege gegeben hat'', sagt Ulrich Bernard, der stellvertretende Direktor beim Planungsverband.

170 Kilometer Fahrradstrecke

Zwar waren längst nicht alle Mitgliedsgemeinden gleich auf Anhieb begeistert von dem Vorhaben, einen Ringschluss für die Radfahrer zu schaffen, pünktlich zur Eröffnung der Bundesgartenschau im Mai 2005 konnte das Umland-Projekt aber dennoch präsentiert werden. Auf einer Streckenlänge von 135 Kilometern - mit einigen Schleifen sind es sogar 170 Kilometer - können Radfahrer seither die Landeshauptstadt großräumig umrunden.

Entspanntes Spontanradeln

Gedacht ist der Radlring in erster Linie für jene Radler, die es eher gemächlich angehen lassen. ,,Die typischen Kilometerfresser'', sagt Bernard, ,,wird man dort eher selten antreffen''. Anders als so klassische Touristik-Strecken wie der Donau-Radwanderweg von Passau nach Wien, der mitten durch die Weingärten der Wachau führt und in den Sommermonaten stark frequentiert ist, soll der Buga-Radlring vor allem die Spontan-Freizeitradler aus München und der Region anlocken.

,,Man muss sein Fahrrad nicht erst aufs Autodach packen'', sagt Ulrich Bernard, ,,wenn man direkt vor seiner Haustüre starten kann.'' Dass der Radlring eng mit den U- und S-Bahnhaltestellen des MVV verwoben ist, ist dabei kein Nachteil. Wer schlapp macht oder keine Lust mehr zum Radeln hat, kann fast überall problemlos in öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.

Den wesentlichen Teil der Kosten für den Ringschluss in Höhe von rund 240000 Euro hat der Erholungsflächenverein München übernommen. Um den Radfahrern die Orientierung zu erleichtern, wurden an der Strecke rund 1200 Wegweiser angebracht.

Schilder ohne Bayern-Standard

An denen scheiden sich freilich die Geister. So bemängelt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub, dass die Schilder nicht dem bayernweiten Standard entsprechen. Statt der sonst üblichen weißen Tafeln mit grüner Schrift, verwendet der Erholungsflächenverein ausschließlich gelbe Wegweiser.

Andererseits geizt man auch beim ansonsten sehr kritischen Interessenverband der Radfahrer nicht mit Lob für den Buga-Radlring. ,,Für den Freizeit-Radler'', sagt Hannes Bojarsky, der ADFC Geschäftsführer in München, ,,ist das eine wunderbare Sache''.

Umfangreiche Pläne

Die Sache könnte nach Ansicht von Ulrich Bernard noch viel wunderbarer werden, wenn es spätestens in zwei Jahren noch einen zweiten Radweg-Ring um München geben wird. Der soll mit einer Gesamtlänge von rund 350 Kilometern noch weiter ins Umland hineinreichen und so attraktive Landschaften wie das Lechtal im Westen, den Starnberger See und Wolfratshausen im Süden, den Ebersberger Forst im Osten und das Glonntal weit hinter Dachau im Norden miteinander verbinden.

Deutlich verbessert werden sollen auch die Anbindungen an die so genannten Themenrouten, die den Freizeit-Radler durch besonders schöne Landschaften und zu bemerkenswerten Baudenkmälern in der Region führen sollen.

,,Wir hoffen sehr, dass wir das hinkriegen'', sagt Bernard. Ganz wesentliche Impulse für den weiteren Ausbau der Radwege in der Region erhofft sich der stellvertretende Direktor beim Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum dabei auch von der viertägigen Velo-City-Konferenz, die im nächsten Jahr in München stattfindet und zu der Städteplaner und Fahrrad-Fachleute aus der ganzen Welt erwartet werden.

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