Qual der Wahl:Drei Grüne wollen Oberbürgermeister werden

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Die drei prominentesten Grünen im Rathaus werden sich ein parteiinternes Ringen darum liefern, wer die Partei in den OB-Wahlkampf 2008 führen wird.

Jan Bielicki

Nach dem dritten Bürgermeister Hep Monatzeder erklärten gestern auch die beiden Vorsitzenden der grünen Ratsfraktion, Lydia Dietrich und Siegfried Benker, ihre Bewerbung um die grüne Spitzenkandidatur.

Siegfried Benker (Foto: Foto: Haas)

Dietrich und Benker informierten Monatzeder gestern morgen in persönlichen Gesprächen über ihren Schritt. Damit bewerben sich die drei bekanntesten Kommunalpolitiker der Partei um die grüne Kandidatur für das OB-Amt. Sie habe ,,Lust und großes Interesse'', begründet Dietrich in einem Schreiben an den Stadtvorstand ihr Antreten, ,,grüne Politik in München einzufordern, zu transportieren und umzusetzen.''

Ihr Fraktionskollege Benker wirbt in seinem Bewerbungsbrief für sich als ,,Person, die für grüne Eigenständigkeit steht, aber auch glaubhaft für eine Verlängerung des rot-grünen Projekts eintreten kann''.

,,Konkurrenz belebt das Geschäft'', kommentiert Monatzeder die Bewerbungen der beiden Stadträte, die sich damit gegen seine eigenen Ambitionen stellen. Denn zwar wird kein Grüner OB-Kandidat im Zweikampf zwischen dem SPD-Oberbürgermeister Christian Ude und dessen CSU-Herausforderer Josef Schmid eine Chance haben. Doch gilt die Spitzenkandidatur als wichtige Vorentscheidung für die Besetzung des Postens des dritten Bürgermeisters, sollten SPD und Grüne ihr Bündnis über 2008 hinaus fortsetzen können.

Monatzeder, der seit zehn Jahren in diesem Amt ist, bei der OB-Wahl 2002 Spitzenkandidat seiner Partei war und 2,7 Prozent der Stimmen erhielt, ist als eingestandener Vertreter des rechten Parteiflügels an der Basis durchaus umstritten. Mit 55 Jahren ist er der älteste unter den acht im Stadtrat sitzenden Grünen, kann aber auf die Unterstützung der Grünen Jugend zählen.

Die 46-jährige Krankenschwester und Politologin Dietrich, eher dem linken Parteiflügel zugeschrieben, sitzt erst seit 2002 im Stadtrat, hat sich aber schnell den Fraktionsvorsitz erkämpft - und war dort die Erste in diesem Amt, die nicht völlig im Schatten des zweiten Fraktionschefs Benker versank. Ihr kommt auch zugute, dass viele Grünen nach der Spitzenkandidatur Monatzeders 2002 nun wieder mit einer Frontfrau in den Wahlkampf gehen wollen. Der 49-jährige Sozialpädagoge Benker steht dagegen bereits seit zehn Jahren an der Spitze der Rathaus-Grünen. Einst links-fundamentalistischer Flügelmann der Partei, gilt der erfahrene und redegewandte Benker inzwischen als eine der wichtigsten Stützen des rot-grünen Rathausbündnisses.

Noch unklar ist, wie die Grünen unter den drei Bewerbern ihren OB-Kandidaten auswählen. Nach Wahlgesetz und bisherigem Zeitplan der Parteiführung soll die Basis auf einer Aufstellungsversammlung im nächsten März den Kandidaten bestimmen. Umstritten ist jedoch, ob dieser Wahlversammlung eine Urabstimmung aller 800 Parteimitglieder vorausgehen soll. Das fordern die Grüne Jugend und Monatzeder. Über einen Antrag der Junggrünen wird eine grüne Stadtversammlung am 7. Dezember entscheiden.

Für den Januar plant der Parteivorstand mehrere Stadtteilkonferenzen, auf denen sich die Bewerber den Fragen der Basis stellen sollen. Danach könnten die Mitglieder entweder zur brieflichen Urabstimmung gebeten werden, oder doch nur zur Teilnahme an der Aufstellungsversammlung, die - ob mit oder ohne vorherige Urabstimmung - erst den OB-Kandidaten rechtlich verbindlich festlegen darf. Bis dahin dürfen sich noch weitere Bewerber melden. Doch das hält man in grünen Führungszirkeln für unwahrscheinlich: ,,Ich glaube nicht, dass da noch jemand dazukommt'', sagt Parteichef Florian Roth.

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