Prozess:Verhängnisvolle Affären

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Erst lernte er die Frauen über die Internetportale "Friendscout" und "Lokalisten" kennen, später soll er sie geschlagen und vergewaltigt haben. Jetzt steht der 40-Jährige vor Gericht.

Christina Warta

Die junge Frau ist starr vor Angst. Sie soll als Zeugin im Prozess gegen ihren Peiniger aussagen, doch am liebsten würde sie den Saal im Landgericht München I gar nicht betreten. Auf der Anklagebank sitzt ein 40-jähriger Mann im grauen Pulli und mit heller Hose, der vieles über sich erzählt, aber nicht alle Punkte der Anklage gestehen will. "Ich kann nichts zugeben, was ich nicht getan habe", sagt er zur Richterin.

Über die Internetportale "Friendscout" und "Lokalisten" lernte er die Frauen kennen, später missbrauchte Christian K. sie. (Foto: Foto: dpa)

Angeklagt hat die Staatsanwaltschaft Christian K. wegen Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsberaubung und Vergewaltigung. Es geht um zwei Vorfälle im August vergangenen Jahres: Der Angeklagte habe mit einer Frau, die er über das Internetportal "Friendscout" kennengelernt hatte, eine Beziehung begonnen, sich dann getrennt und später wieder versöhnt.

Trotzdem war die Beziehung angespannt, eines Abends stand Christian K. vor der Tür seiner Bekannten. Die öffnete ihm, obwohl sie gerade ein Bad nahm, und begab sich zurück in die Wanne. Der Mann machte ihr Vorwürfe, die Frau verbat sich das Geschrei. Daraufhin packte K. die Frau und drückte sie mit dem Kopf unter Wasser, ließ sie wieder hochkommen und drückte sie dann erneut unter Wasser.

Nur eine Woche später kam es laut Anklage zum zweiten Vorfall. Über die Internetplattform "Lokalisten" hatte Christian K. eine weitere Frau kennengelernt, mit der er seit Juli 2008 eine Beziehung führte. Doch es fiel ihm offenbar zunehmend schwer, seine Eifersucht im Zaum zu halten. Er ließ sich von der Frau ihr Passwort für das Netzwerk geben, las offenbar ihre Internetkorrespondenz und schrieb unter ihrem Namen männliche Chat-Partner an, um ihnen mitzuteilen, dass sie sich nicht mehr melden sollten.

Eines Abends gewann die Eifersucht die Oberhand: Er wartete vor der Wohnungstür auf seine Freundin. Als sie von der Arbeit kam, schubste er sie hinein, sperrte die Tür ab und steckte den Schlüssel ein. Er drohte, ihr den Schädel einzuschlagen, wenn sie schreie, und hielt eine Spritze mit einer klaren Flüssigkeit bereit, in der sich angeblich Gift befand. Später würgte er sie, schlug sie, zog sie an den Haaren zu Boden und drohte, ihr mit einer Zigarette Brandwunden im Gesicht zu verursachen. Dann zwang er die Frau zum Geschlechtsverkehr.

Zumindest im Gerichtssaal präsentiert sich Christian K. als ruhige Persönlichkeit. Er erzählt von seiner Kindheit in Burghausen und berichtet von den unterschiedlichen Jobs, die er als gelernter Kfz-Mechaniker ausgeübt hat: als Sicherheitsfachkraft und Lkw-Fahrer, als Facharbeiter für Trockenbau und als Türsteher-Aushilfe, schließlich als Fitnessfachkraft und Heilpraktiker-Student.

Der Kraftsportler legt außerdem bereitwillig seinen Konsum von Anabolika, Schlankmachern und dem Aufputschmittel Ephedrin offen, außerdem erwähnt er seine Hinwendung zum Buddhismus. 1997 heiratete er, doch bereits drei Monate später gingen die Jungvermählten wieder getrennte Wege. Der Richter hält ihm die Aussage seiner ehemaligen Ehefrau vor, er habe sie nach einem Streit einmal die Treppe hinabgestoßen. Diesen Vorwurf weist er zurück: Der Streit habe bereits am Fuße der Treppe stattgefunden. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 11.03.2009/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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