Prozess ums Dukatz:"Wildwestmethoden"

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Zettel auf der Toilette und an der Theke: Dukatz-Betreiber und Literaturhaus-Chef streiten vor Gericht.

Christian Mayer

Ganz ernst kann man diese Angelegenheit wohl nicht nehmen, sogar der Vorsitzende Richter Thomas Steiner will sich ein Lächeln nicht verkneifen. Schließlich wirkt der Fall, der vor der Zivilkammer des Landgerichts München I verhandelt wird, wie ein dummer Schulbubenstreich.

(Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Doch die Fronten sind so verhärtet, dass eine vernünftige Kommunikation zwischen den Noch-Betreibern des Restaurants Dukatz und dem Leiter des Münchner Literaturhauses, Reinhard Wittmann, kaum mehr vorstellbar ist.

Um eine sehr lange Geschichte kurz zu machen: Die bisherigen Dukatz-Betreiber Herbert Auer, Michael Dupuis und Johannes Zürrlein müssen ihr Lokal zum 31. Mai verlassen, weil die Gesellschafter des Literaturhauses ihnen gekündigt haben; ein neuer Pächter steht bereit.

Viele Stammgäste finden das traurig, sie schätzen Küche und Ambiente des Restaurants. Allerdings ist es nicht falsch zu behaupten, dass es die Dukatz-Chefs sehr wohl verstanden, die Stimmung gegen Wittmann ordentlich anzuheizen.

Und so tauchten im Lokal vor einigen Wochen Fotos eines lächelnden Hausherrn auf, sogar auf der Toilette hing sein Porträt an unschöner Stelle. Unter der Fotokopie stand ein Satz, den Wittmann in einem Zeitungs-Interview geäußert hatte.

Seine Arbeit bereite ihm nach zehn Jahren noch immer Freude: ,,Sie macht mir sogar großen Spaß - vor allem wegen des Gestaltungsspielraums, den ich besitze.'' Die Aussage bezog sich auf das Literaturhausprogramm - im Zusammenhang mit der Dukatz-Kündigung kann man den Satz aber völlig anders interpretieren.

Wittmann fand die Zettel-Aktion jedenfalls gar nicht lustig; er forderte die Urheber auf, die Fotos sofort zu entfernen. Immerhin ließen die Dukatz-Leute die Toiletten-Fotos verschwinden - an der Bar hing das Porträt noch am gestrigen Mittwoch nachmittag. Wittmann beauftragte einen Anwalt mit einer einstweiligen Verfügung, die Gegenseite legte Widerspruch ein, am Mittwoch kam es zur Verhandlung.

,,Das sind Wildwest-Methoden'', so Wittmann. ,,Viele Besucher des Literaturhauses fragen bei mir nach, was das Ganze soll.'' Er sieht sein Persönlichkeitsrecht am eigenen Bild verletzt - zurecht, wie das Gericht betonte. Richter Steiner versuchte allerdings, mit einem ,,unorthodoxen'' Vorschlag die Wogen zu glätten.

Und so könnte die leidige Sache bald aus der Welt sein: Falls die Wirte, die sich durch einen Anwalt vertreten ließen, auf das Friedensangebot eingehen und als Wiedergutmachung den symbolischen Betrag von 100 Euro an die SOS-Kinderdörfer überweisen.

Richter Steiner brachte den merkwürdigen Fall auf den Punkt: In einer ,,Aufwallung von Zorn'' hätten die Dukatz-Leute nach der Kündigung überreagiert - und rechtswidrig gehandelt. Nun gelte es, einen Weg zu finden, der eine weitere Eskalation verhindert, schließlich läuft ja noch eine Klage der Betreiber gegen die angeblich formal fehlerhafte Kündigung.

Der Streit wird also bald wieder vor Gericht landen. Getrennte Wege gehen beide Parteien ohnehin bald: Im Juni zieht das Dukatz samt Küchenteam um, gleich um die Ecke wollen Auer, Dupuis und Zürrlein das bisherige Restaurant ,,Ca Brunello'' im Schäfflerhof übernehmen. Hier droht keine Literatur.

© SZ vom 8.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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