Prozess ohne Opfer:Vergewaltigung nach K.o.-Tropfen

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Drei mutmaßliche Vergewaltiger stehen vor Gericht, doch das Opfer fehlt: Einer der Angeklagten hat nun gesprochen.

Susi Wimmer

Drei mutmaßliche Täter stehen vor Gericht, allein das Opfer fehlt - vielleicht aus Scham, oder aber aus Unwissenheit: Vor dem Landgericht München hat an diesem Freitag der Prozess gegen drei Männer im Alter von 27 und 29 Jahren begonnen. Sie sollen im Oktober 2007 nach der Wiesn eine junge Frau mit K.o.-Tropfen betäubt und mehrfach vergewaltigt haben.

Trotz intensiver Ermittlungen und Öffentlichkeitsfahndung wurde die etwa 20- bis 25-Jährige, die vermutlich Elisabeth, Lisa oder Liserl heißt, bis heute nicht gefunden. Wichtigstes Beweismittel ist das Handy eines Angeklagten. Darauf sind Fotos von der Misshandlung zu sehen.

Robert F., 29-jähriger Student aus München, und sein gleichaltriger Freund Ignaz Ö., nach eigenen Angaben Online-Marketingmanager, sind die Hauptangeklagten im Prozess. Sie sitzen nebeneinander und schweigen. Ein Stuhl neben Ö. bleib frei, dann erst folgt der Dritte im Bunde: Peter M., 27, Autoglaser. Peter M. ist der einzige, der am ersten Verhandlungstag Angaben zur Sache machen will.

Fakten sind kaum aus ihm herauszubekommen, wenn, dann nur auf Nachfrage, Vorhalt und die Antworten enden mit "glaub ich" oder "weiß nicht". Immer wieder fällt dabei sein Blick auf die schweigenden Nachbarn. "Es entsteht der Eindruck, dass Sie Hemmungen haben, in Gegenwart von F. und Ö. auszusagen", meint Richter Norbert Riedmann.

Fakt ist, dass die drei Freunde die junge Frau am 7. Oktober 2007 auf der Wiesn getroffen und mit in die Wohnung von Robert F. an der Dönnigesstraße in Obersendling genommen hatten. Alkohol und Kokain seien reichlich konsumiert worden, erzählt Peter M.

Bei den Fragen, ob die unbekannte Frau bemerkt habe, dass man ihr GBL-Tropfen in den Jägermeister gemischt hatte, und ab wann sie völlig weggetreten war, kommt von M. keine klare Antwort. "Am Anfang hat sie mitgemacht", behauptet er. Sie habe sogar freiwillig vor ihnen gestrippt. Warum die Frau dann auf den Fotos von der Vergewaltigung ihr Top anhabe, will Riedmann wissen. "Vielleicht hat sie das Top auch nur hochgehoben, ich weiß nicht mehr", kommt die Antwort.

Während Peter M. zum Geschlechtsverkehr nicht in der Lage war, fielen seine Freunde laut Anklage immer wieder über die Frau her. Als "fast leblosen Körper", beschreibt Peter M. das Opfer in seiner Aussage im Januar bei der Polizei. Ignaz Ö. habe die Frau "richtig herumgeschmissen, wie man einen Sack rumschmeißt". Auch auf die Frage, warum die Frau auf den letzten Fotos eine Plastiktüte vor dem Gesicht hat, findet Peter M. keine Antwort.

Der Prozess wird am 22. Juli fortgesetzt.

© SZ vom 11.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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