Prozess in München:Gezerre um Kampfhund

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"Nikita" ist ein Kampfhund und soll "illegal" in Deutschland leben. Jetzt sitzt der Vierbeiner im Tierheim und das Frauchen auf der Anklagebank.

Alexander Krug

"Nikita" heißt er und soll - jedenfalls nach Angaben seiner Besitzer - "keiner Fliege etwas zu leide tun". Die Rede ist von einem dreijährigen Staffordshire Terrier, der in Deutschland als Kampfhund eingestuft wird und dessen Einfuhr deshalb verboten ist.

Weil sie gegen dieses Einfuhrverbot verstoßen haben soll, sitzt Serpil Y., 27, nun auf der Anklagebank im Amtsgericht. Sie habe doch nur auf das Tier aufgepasst, verteidigt sie sich, weil der eigentliche Besitzer sich kaum um den Hund gekümmert habe. "Er hat mir so leid getan, weil er immer zuhause eingesperrt war." Dass sie den Hund aus der Schweiz importiert haben soll, sei völlig falsch.

Genau dies soll sie aber in einem Telefonat mit einem Polizisten zugegeben haben. Der Beamte hatte "Nikita" am Hauptbahnhof in Begleitung zweier junger Männer entdeckt und nach längerer Recherche schließlich Serpil Y. als vermeintliche Halterin ausfindig gemacht. Doch die hatte das Tier nur zeitweise von einem beruflich stark eingespannten Bekannten in Pflege genommen, der kaum Zeit für "Nikita" hatte.

Kurzum, es steht also Aussage gegen Aussage im Amtsgericht, und der Richter ist bemüht, den Prozess nicht noch weiter aufzublähen. Nach kurzem Hin und Her einigt man sich auf eine Einstellung des Verfahrens.

Für "Nikita" aber hat die ganze Geschichte kein gutes Ende genommen. Kreisverwaltungsreferat und Polizei holten den Hund im Sommer vorigen Jahres bei seinem Besitzer ab, seitdem ist er in einem Tierheim untergebracht.

Von dort einfach abholen kann ihn sein Herrchen jedoch nicht, da in Bayern strenge Auflagen für die Haltung solcher Hunde gelten. Der Besitzer bräuchte also eine spezielle Genehmigung, und die hat er bis heute nicht bekommen. "Nikita" sieht also weiter einem ungewissen Schicksal entgegen.

© SZ vom 31.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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