Prozess gegen Vergewaltiger:Gequält und erniedrigt

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"Du bist doch eine Schlampe": Im Strafprozess um die Misshandlung einer Prostituierten vor dem Münchner Landgericht provoziert der Angeklagte.

Alexander Krug

Wenn es um die eigene Person und eigene Verfehlungen geht, dann ist Sreto D., 35, um Erklärungen nicht verlegen. Richter Norbert Riedmann platzt irgendwann der Kragen: "Ich habe den Eindruck, dass Sie sich hier als Opfer sehen wollen", hält er dem Angeklagten im Landgericht vor. Der gibt sich ungerührt, so wie damals im August vorigen Jahres, als er im Westend eine 21-jährige Prostituierte brutal vergewaltigte. "War nicht so gemeint", sagte er seinerzeit lapidar zu der jungen Frau, nachdem er sie minutenlang gequält, erniedrigt und in Todesangst versetzt hatte.

Trotz Drogenkonsum und Alkohol: Vergewaltiger Sreto D. gilt als voll schuldfähig. (Foto: Foto: dpa)

Sreto D. ist von kräftiger Statur, und sein erster Satz lautet: "Ich war in angetrunkenem Zustand. Ich kann mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern." An Einzelheiten genau erinnern kann sich dagegen das Opfer: Die 21-Jährige war gegen ein Uhr nachts von der Hansa- in die Westendstraße gegangen, um sich an einer Tankstelle einen Becher Kakao zu holen. Dort wartete schon Sreto D. Er folgte ihr, packte sie von hinten, zerrte sie in ein Gebüsch und vergewaltigte sie. "Er sagte ständig, ich solle ihn nicht ansehen, sonst werde ich sterben", erzählt die von Weinkrämpfen geschüttelte Frau.

"Das war doch keine Vergewaltigung, du bist doch ein Schlampe", habe er ihr am Ende noch vorgeworfen. Dass der Angeklagte etwas getrunken hatte, habe sie zwar bemerkt. Trotzdem ist sie sich sicher: "Der wusste ganz genau, was er tat." Während der Vergewaltigung biss Sreto D. sein Opfer so massiv in den Po, dass seine Zähne einen Abdruck hinterließen. Vor Gericht mit den Fotos konfrontiert, meint er nur: "Das ist doch keine Körperverletzung."

Hass auf Prostituierte

Damals war Wiesnzeit und Sreto D. will vor der Tat etwa "vier Maß" getrunken haben. Einer Kollegin des Opfers zufolge war er zunächst bei ihr mit 25 Euro aufgetaucht; sie warf ihn raus. Offenbar empfand er das als Demütigung, das lassen jedenfalls seine Erklärungsversuche erahnen.

Er sei ein "sehr nachtragender Mensch", sagt der verheiratete Sreto D., und er habe sich in der Hansastraße, wo er als Stammkunde verkehrte, "übers Ohr gehauen" gefühlt. "Ich hab' bezahlt, und dann gab es gar nichts", behauptet er. "Ich will für mein schwerverdientes Geld auch eine gewisse Leistung."

Möglicherweise hatte sich bei Sreto D. ein Hass auf Prostituierte aufgestaut, der an diesem Abend zum Ausbruch kam. Nach der Tat war er zunächst unerkannt geflüchtet, doch nach vier Tagen konnte er festgenommen worden. Eine Zeugin hatte ihn auf einem Fahndungsfoto wiedererkannt. Der 35-Jährige hat in seinem Leben nicht viel auf die Reihe bekommen: Hauptschule ohne Abschluss, Lehre abgebrochen und zuletzt von Hilfsjobs gelebt.

Vor Gericht macht er "psychische" Probleme geltend, die vor allem auf Gewalterfahrung in der Jugend basieren. Ein Onkel habe ihn schwer misshandelt, das verfolge ihn noch heute und löse immer wieder "Angstzustände" aus. In Behandlung sei er aber nie gewesen, "ich hatte Angst, ins Irrenhaus gesperrt zu werden". Drogenkonsum macht er auch geltend, doch nach vorläufigem psychiatrischem Gutachten gilt er strafrechtlich für voll schuldfähig. Das Urteil wird für Freitag erwartet.

© SZ vom 31.03.2009/sus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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