Prozess gegen Breno:Verrußt, verwirrt, verdächtig

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"Ich dachte, der ist nicht ganz dicht": Zeugen haben im Breno-Prozess über die Brandnacht ausgesagt - und beschreiben den Fußballer als verwirrt. Sein damaliger Manager spricht sogar von einer Schlafmittel-Abhängigkeit. Doch die Richterin hat Zweifel an der Aussage des Breno-Vertrauten.

Christian Rost

Profifußballer Breno Borges soll beim FC Bayern freien Zugriff auf den Medikamentenschrank gehabt und sich daraus laufend Schlafmittel besorgt haben. Dies behauptete am Montag der ehemalige Manager des Fußballers im Brandstiftungsprozess als Zeuge am Landgericht München I. Borges habe in der Brandnacht am 20. September 2011 in Grünwald neben Alkohol auch dieses Schlafmittel konsumiert, sagte der Brasilianer Guillermo de M., der sogar von einer "Abhängigkeit" sprach.

Breno vor Gericht: Er habe in der Brandnacht seine Frau Renata beschuldigt, sagt ein Polizist aus. (Foto: dapd)

Die 12. Strafkammer vernahm den Manager des ehemaligen Bayernprofis Borges mehrere Stunden - und entließ ihn nicht ohne Zweifel. Von einem möglichen Schlafmittelkonsum Borges war bislang nie die Rede gewesen. Auch Guillermo de M. hatte dazu bei seiner polizeilichen Vernehmung nichts gesagt. "Ich bin ja auch nicht danach gefragt worden", erklärte er seine überraschende Aussage.

Auf Nachfrage konnte er sich nicht mehr an den Namen des Präparates erinnern. Und schließlich relativierte er, es könne sich auch um ein Schmerzmittel gehandelt haben, das Borges damals eingenommen habe. Dessen Freund und Spielerkollege beim FC Bayern, Rafinha, der ebenfalls am Montag aussagte, wusste nichts von einem Schlafmittelkonsum seines Landsmannes.

Manager Guillermo de M. überraschte das Gericht gleich mehrfach an diesem Verhandlungstag. Er schilderte zwei Begebenheiten, bei denen Borges in der Vergangenheit nach übermäßigem Alkoholkonsum schon psychisch auffällig gewesen sein soll. Bei einem Abendessen in Singapur habe der Fußballer unvermittelt Tierstimmen imitiert und in einem türkischen Hotel sei der betrunkene Borges nackt durch die Flure gelaufen und habe an die Türen anderer Gäste geklopft.

"Wenn Breno trank, trank er sehr viel", so der Manager, dessen Verhältnis zu dem Fußballer zumindest undurchsichtig erscheint. Der Mann musste einräumen, dass er vor Jahren ein Verhältnis mit Renata hatte, der Frau seines Schützlings: "Wir hatten eine nicht-berufsmäßige Beziehung."

Ungeachtet dessen hält Guillermo de M. weiter zu Borges. Das ist bemerkenswert, weil M. ihn nach Streitereien um Geld seit drei Monaten nicht mehr als Manager betreut. So gut es ging, zog der Spielerbetreuer die Schuldfähigkeit des Angeklagten in Zweifel. Borges habe in der Brandnacht Bier, Portwein und Whisky getrunken und danach fantasiert. So habe er gelaubt, seine Villa sei umstellt worden und sein Freund Rafinha sei in Gefahr, berichtete der Manager, der in jener Brandnacht bei ihm war.

Die Vorsitzende Richterin Rosi Datzmann war mit dem Zeugen offenkundig nicht zufrieden. Sie störte sich daran, dass sich der Manager an Nebensächlichkeiten in der fraglichen Nacht exakt erinnerte. "Sie wissen wie aus der Pistole geschossen, wo welches Handy in dem Haus lag", so die Richterin. Von Indizien, die gegen Borges sprechen, wusste der Zeuge derweil nur wenig zu berichten. Das sei bemerkenswert, hielt Datzmann fest.

Ein Polizeibeamter zeigte sich unterdessen davon überzeugt, dass der Fußballer etwas zum Brand der Grünwalder Villa beigetragen habe. Der Streifenpolizist war als einer der ersten an dem lichterloh brennenden Gebäude angekommen. Er fand Borges mit nacktem Oberkörper, Shorts und Badelatschen vor, der Mann habe "vor Erregung gezittert".

Der Polizist hätte Borges nach eigener Aussage noch in der Brandnacht vorläufig festgenommen, "wenn es sich nicht um den Fußballer Borges gehandelt hätte". Mehrere Indizien hätten für eine Festnahme gesprochen: "Herr Borges war nach dem Brand am ganzen Körper verrußt, hatte drei Feuerzeuge in der Hosentasche und fragte, ob er jetzt wieder nach Brasilien zurück könne, da doch das Haus abgebrannt sei."

Schon andere Zeugen hatten in dem Prozess von Borges Heimweh berichtet und seinen Frust über sein Verletzungspech beim FC Bayern geschildert.

Der Polizist sagte aber auch, dass Borges auf ihn bei der ersten Begegnung verwirrt gewirkt habe: "Ich dachte, der ist nicht ganz dicht." Der Angeklagte habe während der ersten Vernehmung in einem Krankenwagen unentwegt sorgenvoll nach seinen Kindern gefragt. "Seine Frau war ihm völlig egal." Breno habe Renata sogar selbst der Brandstiftung bezichtigt, so der Beamte: Sie habe im Bad der Villa Feuer gelegt. Renata Borges soll an diesem Mittwoch aussagen.

© SZ vom 26.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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