Prozess:"Dass sie jetzt tot ist, wird mich mein Leben lang belasten"

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Vor Gericht verstrickt sich ein Angeklagter in Widersprüche über den Tathergang. Der 41-Jährige hatte seine Ex-Freundin mit dem Küchenmesser erstochen.

Stephan Handel

"Das ist für mich unerklärlich", sagt der Angeklagte, "dass ich in der Lage bin, jemanden zu töten, den ich über alles liebe" - und das ist dann praktisch schon das Geständnis: Im April 2006 hat der 41-jährige Georgios C. seine zwei Jahre ältere Freundin Doris H. in der Garage ihres Hauses in Höhenkirchen-Siegertsbrunn getötet. E

Er hat ihr ein Messer in den Bauch gestochen, sie massiv geschlagen und - so steht es in der Anklage - ihr schließlich die so genannte Drosselvene am Hals mit mindestens drei Schnitten durchtrennt, so dass Doris H. letztlich verblutete.

Zum Auftakt des Mordprozesses am gestrigen Montag hat Georgios C. die Tat also weitgehend eingeräumt - auch wenn er versuchte, den Hergang zu seinen Gunsten abzumildern: Doris H. habe ihn zuerst "extrem beleidigt" und angegriffen, er habe sie nur abhalten wollen. An den genauen Hergang kann er sich nicht mehr erinnern, sagt er: "Irgendwann war ein Messer im Spiel, wo ich hingestochen habe, weiß ich nicht mehr."

Zwei Jahre lang waren Doris H. und Georgios C. ein Paar - doch dann trennte sich die Frau von ihm. Damit schien er nicht so gut zurecht zu kommen - jedenfalls gab es eine Woche vor dem tödlichen Streit einen Vorfall, der dazu führte, dass die Polizei dem gebürtigen Griechen einen Platzverweis erteilte, ihm die Schlüssel zu dem Haus abnahm und ein Kontaktverbot aussprach.

Verworrene und widersprüchliche Aussage

Nach C.s Darstellung nichts als ein Komplott: Auch hier sei es so gewesen, dass sie ihn beschimpft und angegriffen habe, schließlich habe sie einen Freund gerufen, der ihn massiv bedroht habe. Danach habe er die zwei Messer besorgt, um sich gegen diesen Mann eventuell schützen zu können.

Doch Manfred Götzl, der Vorsitzende Richter, fragt nach: Ob er denn wirklich zwei Küchenmesser, eines 20, das andere 13 Zentimeter lang, ungeschützt eine Woche lang in der Innentasche seiner Jacke mit sich rumgetragen habe, ohne dass die Jacke beschädigt worden sei?

Das ist nur ein merkwürdiger Punkt in Georgios C.s verworrener und widersprüchlicher Aussage. Tragikomisch fast schon seine Schilderung, wie er nach der Tat versucht haben will, sich das Leben zu nehmen. Zunächst habe er in der Garage die Lüftungsschlitze verdeckt und den Motor des Autos angelassen, um sich mit den Abgasen zu vergiften. Dann habe er sich unter den Auspuff gelegt, Doris' Hand genommen und auf den Tod gewartet.

"Ich war total entsetzt."

Als der sich nach einer Stunde immer noch nicht einstellen wollte, schaute er ins Auto - und sah, dass die Benzinlampe leuchtete - wenig später ging der Motor aus, weil der Treibstoff zu Ende war. Dann sei er ins Haus gegangen; er wollte sich in die Badewanne legen und einen Föhn ins Wasser werfen.

Doch unglücklicherweise war der Strom ausgefallen. Auch der Versuch, sich an einem stillen Platz am Starnberger See mit Tabletten das Leben zu nehmen, scheiterte: Er fand keinen geeigneten Ort. So fuhr er wieder nach München, ging in den Spielsalon "Las Vegas" im Bahnhofsviertel, wo er später auch festgenommen wurde. Erst als ihm die Polizei Fotos vom Tatort zeigte, sei ihm bewusst geworden, was er getan hat: "Ich war total entsetzt."

Dabei hatte er doch, so sagt der Angeklagte, nur mit seiner Ex-Freundin reden wollen, damit sie die Anzeige gegen ihn zurücknehme. ,,Dass sie jetzt tot ist, wird mich mein Leben lang belasten.'' Der Prozess ist auf vier Tage angesetzt.

© SZ vom 30.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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