Protokolle:"Ich habe mich nutzlos gefühlt"

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Drei Beispiele von Männern und Frauen, die doch wieder einen Job fanden

Sie waren ein paar Monate oder mehrere Jahre ohne Job, haben in jedem Fall viele Bewerbungen geschrieben und sind der Arbeitslosigkeit dann doch entkommen. Drei Menschen aus dem Programm Pakt erzählen von der Zeit ohne Arbeit - und wie schnell es manchmal nach langem Warten gehen kann.

Cristian Alexandrescu, 48 Jahre:

"Ich hatte drei Jahre keinen richtigen Job. Ich bin zwar studierter Banker, aber mein Deutsch war lange Zeit nicht so gut und deshalb hatte ich mir keine Hoffnungen gemacht, eine Arbeit in meinem Bereich zu finden. Vor drei Jahren bin ich von Bukarest nach München gezogen und hatte damals nach einer Stelle im Verkauf oder an der Kasse Ausschau gehalten - das hat aber trotz vieler Vorstellungsgespräche nicht geklappt. Ich war ziemlich frustriert. Einmal sagte man mir in einem Juwelierladen, ich solle lieber nicht mehr angeben, dass ich studiert habe, das sei eher ein Nachteil als ein Vorteil. Ich habe nach einiger Zeit zwar einen Minijob in einem Labor bekommen, aber hatte die Hoffnung fast schon aufgegeben in München noch eine richtige Arbeit zu finden. Dann aber ging es nach drei Jahren doch ganz schnell - ich hatte einen Sprachkurs gemacht, auch Vorstellungsgespräche geübt und bekam im Sommer vergangenen Jahres eine Stelle in einer Rechnungsabteilung. Jetzt arbeite ich tatsächlich wieder als Buchhalter."

Galina Wiedemann, 55 Jahre:

"Ich hatte seit 20 Jahren nicht mehr gearbeitet, diese Pause hatte ich für die Familie eingelegt. Nun aber sind meine Kinder erwachsen, der eine Sohn hat eine eigene Familie und mein Mann arbeitet viel im Ausland - ich habe mich nutzlos gefühlt und viel Selbstvertrauen verloren. Ich wusste, ich muss etwas tun, um nicht depressiv zu werden. Früher habe ich als Finanzmanagerin gearbeitet und habe deshalb unter anderem einen Computerkurs gemacht, meine Kenntnisse im Rechnungswesen aufgefrischt, in der BWL. Dann hat mich mein Coach von Pakt für ein Praktikum an die Firma Berliner Reisen vermittelt - und seit dieser Woche arbeite ich dort als Reisebürokauffrau."

Justyna Pruszynska, 43 Jahre:

"In Polen hatte ich unter anderem als Dolmetscherin gearbeitet, hier aber bekam ich nur einen Job im Lager, Pakete auspacken, solche Dinge. Das war harte Arbeit. Sechs Monate war ich schließlich ohne Job und emotional ziemlich zerstört. In den Kursen aber habe ich zum Beispiel gelernt, wie ich meine Bewerbung richtig gestalte - meine Schrift hatte vorher nie die richtige DIN-Norm, das mag eine Kleinigkeit sein, doch ist das gerade bei Bürojobs wichtig. Seit dem 29. Mai habe ich nun eine Stelle als Projektassistentin. Dieses Datum werde ich nie mehr vergessen."

© SZ vom 12.01.2018 / Ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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