Promis über ihren Schulanfang:Der große erste Tag

Prominente Münchner blicken zurück auf ihren ersten Schultag und erinnern sich an halbleere Schultüten und beige Cordanzüge.

P. Crone, C. Eder, M. Langeder, M. Ruhland

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Wenn schon nicht unbedingt der Ernst des Lebens, dann beginnt für 10177 Münchner Kinder heute zumindest ein neuer Lebensabschnitt: Sie drücken zum ersten Mal die Schulbank. Die Zahl der Schulanfänger geht seit Jahren leicht zurück, heuer starten 135 Kinder weniger ihre Schulkarriere als noch im Jahr 2005. Während die staatlichen Grundschulen dieses Jahr 9178 Erstklassler zählen, gibt es an privaten Schulen 999 Schulanfänger.Für jede Klasse werde eine Lehrkraft als Klassenleiter zur Verfügung stehen, versichert das Staatliche Schulamt. Außerdem werden in den insgesamt 385 Klassen an den staatlichen Schulen höchstens 29 Schüler sitzen. Gute Nachrichten gibt es für Kinder, die auch ihre Nachmittage in der Schule verbringen wollen oder müssen. Fünf städtische Tagesheime melden noch freie Plätze. Die SZ hat prominente Münchner gefragt, wie sie ihren ersten Schultag erlebt haben.Foto: dpa Protokolle: P. Crone, C. Eder, M. Langeder, M. Ruhland

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Christian Ude, Oberbürgermeister:"Ich habe eigentlich kaum Erinnerungen, aber es gibt Fotos von meinem ersten Schultag. Meine Eltern und mein Großvater aus dem Rheinland haben mich zur Grundschule am Bayernplatz gebracht und mein Vater hat mit einer Agfa Box Aufnahmen gemacht. Im Treppenhaus hing ein Wandbild, wie es damals in den Fünfzigerjahren üblich war, mit einem relativ großen Vogel drauf. Mein Vater hat mich so positioniert, dass der Vogel auf meiner Schultüte sitzt. Als ich das Bild gesehen hab, war ich völlig außer mir. Die Frage, wo der Vogel herkam, hat mich lange beunruhigt.Ansonsten erinnern mich die Bilder daran, dass ich damals ausschließlich und jahrelang mit kurzen Lederhosen rumgelaufen bin. Als ich bei der 50-Jahrfeier der Schule als Festredner geladen war, zeigte mir der Rektor meinen Schülerbogen von damals. Darauf stand: ". . . kommt oft zu spät, weil Mutter verschlafen hat". Meine Mutter hat mich damals immer gedeckt. Und bei einem zweiten Eintrag hieß es: "Er ist ein Rädelsführer und für Zurechtweisungen nicht mehr empfänglich."Foto: AP

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Luise Kinseher, Kabarettistin und Schauspielerin:"Ich bin 1975 in Geiselhöring in Niederbayern eingeschult worden. Mir war natürlich schon etwas mulmig an meinem ersten Schultag, schließlich weiß man ja nicht, was einen da so erwartet. Und ich ahnte natürlich nicht, dass mein erster Schultag gleich der lehrreichste von allen werden sollte. Es lag an meiner Schultüte. Sie war wundervoll.Blau schimmernd reichte sie mir von den Knien bis zur Nasenspitze, und die Menge Süßigkeiten, die darin verborgen sein musste, erschien mir unendlich. Immerhin waren es dann doch ein paar Erdbeerlutscher, zwei Tafeln Schokolade und ein knallgrüner Gummifrosch. Der Rest war zusammengeknülltes Altpapier. Ich habe viel von meiner Schultüte gelernt: Wenn was voll ist, heißt es noch lange nicht, dass auch was drin ist."Foto: Schmidt

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Christian Stückl, Intendant am Münchner Volkstheater:"Ich musste einen beigen Cordanzug tragen, der war grauenhaft. Ich kam doch auf die Grundschule in Oberammergau und wollte unbedingt ein Trachtler sein. Von daher war ich schon sehr enttäuscht. Leider waren in den sechziger Jahren solche hässlichen Anzüge modern, und ich bin sicher, dass meine Mutter ziemlich stolz auf mich war in dieser Kluft.Ich erinnere mich auch noch gut daran, dass ich neben ein Madel gesetzt wurde, das ich überhaupt nicht ausstehen konnte. Weil ich relativ groß war, hockte mich die Lehrerin ganz nach hinten - da war nichts zu machen. Der Frau Angerer eilte der Ruf voraus, dass sie beim Reden so spritzt, dass man sich ducken muss. Das stimmte auch, aber sie war trotzdem sehr nett. Ich freute mich zwar schon auf den ersten Schultag, aber eigentlich wäre ich am liebsten im Kindergarten geblieben. Ich verehrte die Schwester Berlindis, ja, ich glaube, ich war in sie verliebt."Foto: dpa

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Michael Käfer, Gastronom:"Ich war unglaublich nervös an diesem Tag. Aber die riesige Schultüte in meinen Armen hat mich fasziniert. Ich weiß zwar nicht mehr, welche Farbe sie hatte und was drin war, auf jeden Fall war es ein einmaliges Gefühl, mit diesem Riesendrum zur Stuntz-Schule zu marschieren. Ich hatte mich ja extra für diese Schule entschieden. Die in der Gebelestraße wäre näher gewesen, aber die Stuntz-Schule war nagelneu - die erste in München mit einem eigenen Hallenbad.Der Nachteil: Ich kannte an diesem Tag niemanden aus der Klasse und hatte ein bisschen Muffe. Zum Glück war die Lehrerin - ich glaube sie hieß Frau Will - wahnsinnig nett. Und es war mir klar, dass ich von Anfang an gut dastehen würde. Denn daheim im Geschäft hatte ich schon früh mitgearbeitet und war ein leidenschaftlicher Kaufladenspieler. Deshalb wusste ich, dass ich den anderen beim Rechnen auf jeden Fall einen Schritt voraus sein würde. So war es dann auch, und es ist auch heute oft noch so."Foto: Heddergott

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Christoph Süß, Fernsehmoderator und Kabarettist:"Ich war ein Frühstarter und bin 1973 schon als Fünfjähriger in Sendling in die Schule gekommen - weil ich unbedingt hin wollte. Denn nicht nur mein Bruder ging schon zur Schule, sondern auch alle anderen Kinder vom Hof. Alleine zu spielen, fand ich öd. Und ich dachte, Schule ist bestimmt toll. Man ist ja dumm als Kind. Ich habe damals sogar einen Test gemacht, damit ich früher eingeschult werde. Dabei musste ich einen Apfelbaum zeichnen. Außerdem wurde geprüft, ob ich reden kann.An den ersten Schultag kann ich mich dann gar nicht mehr erinnern. Nur an die Lehrerin, Frau Kornprobst. Sie war eine dicke Mutti, die ich wahnsinnig gerne gemocht habe. Ich war ein ganz lieber Schüler. Ich habe ja lange tatsächlich geglaubt, dass alle Erwachsenen kompetente Menschen sind und immer Recht haben. Lesen habe ich im Ganzwortsystem gelernt, deswegen kann ich bis heute sehr schnell lesen. Große Probleme hatte ich mit dem Schönschreiben."Foto: dpa

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Willy Astor, Musiker und Komponist:"Am ersten Schultag begann die Kreidezeit. Meine Schultüte war vier Meter hoch, oben einen Meter breit und unglaublich schwer - zumindest kam sie mir so vor. Der Inhalt: Schleckbrause und Leckerschmeckerriegel. Die waren mit Caramel gefüllt und klebten perfekt die dunklen Löcher meiner maroden Milchzähne zu. Bevor meine Mutter ging, hat sie mir mit Spucke noch die Caramelreste vom Mund gewischt.Im Klassenzimmer sah ich dann zum ersten Mal Tafel und Kreide. Da wurde mir langsam klar, dass in diesem Moment etwas in meinem Leben begann, das meine freie Zeit bald erheblich einschränken würde. Die Lehrerin hieß Frau Gimple, sie trug immer Kostüm, das weiß ich noch genau. Von diesem ersten Tag an mochte ich sie gern und will sie hier herzlich grüßen! Danke Frau Gimple, Sie haben einen guten Job gemacht."Foto: AP Protokolle: P. Crone, C. Eder, M. Langeder, M. Ruhland

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