Professorin für experimentelle Strahlenbiologie:Die Eiweiß-Forscherin

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Gabriele Multhoff erforscht Hitzeschock-Proteine. (Foto: Stephan Rumpf)

Gabriele Multhoff erforscht Hitzeschock-Proteine

Es fängt oft wie eine Erkältung an, mit Husten, Atemnot oder Schmerzen im Brustbereich. Welcher Patient, welcher Arzt denkt da schon gleich an Lungenkrebs? Wenn diese Diagnose endlich gestellt wird, sei es daher oft zu spät, sagt Gabriele Multhoff. Und das sei furchtbar. Denn im Frühstadium sei Lungenkrebs eigentlich gut heilbar. Mit einer besseren Früherkennung könne man die Heilungschancen deutlich erhöhen.

Die Biologin arbeitet deshalb mit ihrem Team sowie mit Ingenieuren und Chemikern an einer Methode, die genau das ermöglichen soll: Ein Arzt soll bei scheinbar erkälteten Patienten einen Schnelltest verwenden können, und hat er einen Anfangsverdacht, soll er den Tumor finden können, auch wenn er noch klein ist.

Multhoff forscht dazu an sogenannten Hitzeschockproteinen - das sind Eiweiße, die in jeder Zelle mit Kern vorkommen und hier dabei helfen, andere Proteine zu stabilisieren, die Biologin nennt sie "molekulare Kindermädchen". Ihren eigentümlichen Namen tragen sie, weil sie sich bei Stress, also etwa bei Hitze, vermehrt bilden. Entscheidend ist dabei aber: In Tumorzellen bilden sich besonders viele. Und während Hitzeschockproteine bei gesundem Gewebe nur im Zellinneren schwimmen, sitzen sie bei Tumorzellen oft auch außen auf der Zellmembran. Nicht immer, aber in mehr als der Hälfte der Krebsfälle sei das so, sagt Multhoff. Damit aber kann man Tumorzellen gut von anderen unterscheiden.

Nutzen kann man das etwa, um Tumore exakt zu markieren. Gibt man einem Patienten fluoreszierende oder leicht radioaktive Antikörper, die auf diese Hitzeschockproteine passen, sammeln sich alle am Tumor. Analog könne man Krebszellen gezielt vergiften, sagt Multhoff. Und man kann "natürliche Killerzellen", eine Unterart der weißen Blutkörperchen, entsprechend abrichten, um damit das Immunsystem in Schwung zu bringen, ergänzend zu einer konventionellen Strahlentherapie. Derzeit läuft eine klinische Studie; eine erste ist bereits abgeschlossen. Die Ergebnisse waren vielversprechend.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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