Problemfall Schranne:CSU greift OB Ude an

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Die Schrannenhalle ist unter Zwangsverwaltung gestellt. Jetzt bahnt sich erneut ein politischer Streit an. Stadtrat Quaas spricht von "Vogel-Strauß-Politik".

Astrid Becker

Nachdem das Vollstreckungsgericht die Schrannenhalle unter Zwangsverwaltung gestellt hat, bahnt sich erneut ein politischer Streit über das Prestigeobjekt an der Blumenstraße an. Während die CSU darauf pocht, die Stadtspitze müsse ihre Vogel-Strauß-Politik einstellen, weisen SPD und Grüne jegliche Vorwürfe in Sachen Schranne zurück. Weder Stadt noch Steuerzahler müssten finanzielle Verluste befürchten, so Rot-Grün. Auch von einem Imageschaden könne keine Rede sein.

Die Schrannenhalle ist unter Zwangsverwaltung gestellt worden. (Foto: Foto: Hess)

Für CSU-Stadtrat und Schrannen-Kritiker Richard Quaas ist die Sache klar: Dass die Halle unter Zwangsverwaltung gestellt wurde, wie die Süddeutsche Zeitung am Wochenende berichtet hatte, sei "vielleicht noch wegen des Zeitpunktes" überraschend, "nicht aber wegen der Tatsache an sich". Von Anfang an habe die CSU vor einem Debakel bei der Finanzierung der Schranne gewarnt und die "politisch bedingte Blindheit der Stadt" in dieser Sache kritisiert.

Dafür seien sie von rot-grünen Stadtpolitikern, "allen voran von OB Christian Ude", die den Deal zwischen der Stadt und Klaus Thannhuber eingefädelt hätten, "der Lüge und der Störung des Stadtfriedens" bezichtigt worden: "Das Prinzip Hoffnung und die Vogel-Strauß-Politik sind weder für den einst von der Stadtspitze gehätschelten Investor noch für die Stadt aufgegangen."

Quaas fordert nun, dass sich die Stadt im "ureigensten Interesse" aktiv an der Suche nach einer tragfähigen Dauerlösung beteiligen müsse, damit in Münchens Altstadt keine Investitionsruine zurückbleibe. Zudem solle sie besonderes Augenmerk auf den Hallenbetreiber Jürgen Lochbihler richten, da dessen "bekannt enge Verbindungen und mögliche Verflechtungen mit Herrn Thannhuber" Anlass zur Sorge geben.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Rathaus, Alexander Reissl, weist die Kritik der CSU entschieden zurück: "Natürlich kann sie nun dem Betreiber das Leben schwer machen, aber wer hat etwas davon?" Er würde sich jedenfalls als Geschäftsmann "eine derartige Rufschädigung durch die CSU nicht gefallen lassen." Für die Stadt sei aber kein Schaden entstanden: "Wir hätten erst ein Problem, wenn kein Erbpachtzins mehr fließen würde." Dieser müsse jedoch erwirtschaftet werden - eben vom Betreiber: "Deshalb sollte sich die CSU hüten, mit derartigen Äußerungen erst Schaden für die Stadt entstehen zu lassen."

Siegfried Benker von den Grünen bezeichnet die Vorwürfe der CSU sogar als "Heuchelei". Vor allem deren ehemaliger Stadtrat Franz Forchheimer habe das Projekt von Anfang an gestützt. Als der Investor gefunden worden sei, habe die CSU nur "kritisiert, aber keinerlei Alternativvorschläge" gebracht. "Jetzt haben wir Wahlkampf, und die CSU lässt natürlich keine Gelegenheit aus, nach Verfehlungen von Rot-Grün zu suchen."

Zudem habe die Stadt mit der Erbpachtlösung privatwirtschaftliche Risiken vermieden, die anderenfalls dem Steuerzahler aufgebürdet worden wären: "Wichtig ist für uns nur, dass die kulturelle Konzeption des Betriebs verbessert wird, und nicht, wer der Eigentümer ist."

Doch genau das sieht die CSU anders. Denn das beschlossene Konzept für die Halle - ein Drittel Kultur, ein Drittel Handwerk, ein Drittel Gastronomie - ist nicht vertraglich festgeschrieben. Quaas: "Wenn der Eigentümer wechselt, kann der doch machen, was er will."

© SZ vom 18.08.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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