Er sieht aus wie ein normaler Bus und fährt auch wie einer - doch wenn andere betankt werden, hängt er an einer Steckdose. Der Testbus "Sileo S18" fährt nicht mit Diesel-, sondern mit Elektroantrieb. Bis auf die etwas gedämpfte Geräuschkulisse und die anerkennenden Blicke vorbeifahrender Busfahrer unterscheidet sich der Gelenkbus kaum von den üblichen Modellen: Etwa 100 Passagiere passen hinein, von außen ist er bunt bemalt. Vom 1. Juli an testet die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) den E-Bus auf Münchens Straßen.
Unter Beweis stellen soll er dabei vor allem eines: wie lange er durchhält. Mit einer Reichweite von 250 Kilometer fährt er noch nicht die Strecken, die sich MVG-Chef Ingo Wortmann wünscht, denn auch Heizung und Klimaanlage kosten Strom. "Wenn es kalt wird, schafft es so ein Bus dann auf einmal nur noch 100 Kilometer weit", erklärt Wortmann. E-Busse müssten deshalb mindestens 300 bis 400 Kilometer fahren können, um sinnvoll einsetzbar zu sein. Denn das Aufladen dauere in etwa vier Stunden, und dafür habe man im täglichen Straßenverkehr weder den Platz noch die Zeit. Außerdem kostet ein E-Bus derzeit noch ungefähr doppelt so viel wie ein Dieselbus. Es dürfte also noch eine Weile dauern, bis die MVG einen elektrischen Gelenkbus wie das Testobjekt wirtschaftlich effektiv und dauerhaft betreiben kann.
Immerhin fahren dank U- und Trambahnen bereits 80 Prozent der MVG-Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb. Mit den neuen E-Bussen will Bus-Chef Ralf Willrett auch noch die letzten 20 Prozent des MVG-Netzes schaffen. Getestet werden E-Busse deshalb schon seit 2008. Durch eine Innovationspartnerschaft mit dem Bushersteller MAN, der Hamburger Hochbahn und der Berliner BVG soll bis Ende 2019 eine erste E-Buslinie in München eingerichtet werden. Natürlich, sagt Wortmann, müssten die E-Busse später dann ausschließlich mit regenerativen Energien betrieben werden.