Premiere:Im Gleichklang der Diabolos

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Eröffnung der Wintersaison im Circus Krone: Löwenhunde parodieren eine Tigernummer, eine Schlangenfrau verknotet sich und ein französischer Jongleur begegnet seiner Münchner Großmutter

Von Barbara Hordych

Ein ganz besonderer Moment kündigt sich jedes Mal an, wenn eine der acht Pekinger Artistinnen die auf ihrem goldenen Kopfschmuck wippende Pfauenfeder herabbiegt und deren spitzes Ende zwischen die Lippen klemmt: Während ihre Kolleginnen weiter im Gleichklang das Jongliergerät Diabolo rotieren lassen, wirft sie die Halbkugeln hoch in die Luft, schlägt selbst mehrere Salti am Boden, um anschließend das Gerät mit ihrem Seil geschickt wieder einzufangen. Woraufhin sie die vormals störende Pfauenfeder mit einem Lächeln in ihre Ursprungsposition zurückschnellen lässt.

Es ist Weihnachtspremiere im Circus Krone. Die Pekinger National Troupe ist nur eine von vielen Attraktionen, die Europas größter Zirkus in seinem ersten Winterprogramm unter dem Motto "Lichtgestalten der Manege" aufbietet: 37 Artisten aus zehn Nationen präsentierten bei der festlichen Eröffnung eine ganze Palette circensischer Künste, die auch Edmund Stoiber und seine Familie mit begeistertem Applaus bedachte. Den Anfang machte Krone-Juniorchefin Jana Mandana Lacey-Krone mit Figuren der klassischen Hohen Schule auf Hengst Ramses, ausgeführt als Schattenspiel hinter einer großen Ballonplane; eine ähnlich beeindruckende Dressurleistung zeigte der italienische Dompteur Redi Montico mit seinen Tigern. Eine Nummer freilich, die direkt im Anschluss von seiner Landsmännin Harley Stifter parodiert wurde - im selben Raubtierkäfig, allerdings mit wuscheligen "Löwenhunden". Schön, wenn bei aller artistischen Ernsthaftigkeit auch die Leichtigkeit nicht zu kurz kommt.

Für gebanntes Starren nach oben sorgte wiederum das ungarische Hochseiltrio Simet mit ihren Stunts auf dem Semaphor, einer Art Todesrad: In Astronautenanzügen setzten sie unter der Zirkuskuppel zu einer artistischen Mondlandung an. Doch niemand führte das Publikum so nahe an die Grenze zwischen Faszination und Schrecken wie die 17-jährige amerikanische Kontorsionistin Jordan McKnight. Kaum ist die Schlangenfrau einer kleinen Kiste entstiegen, lässt sie ihren Körper um die eigene Achse kreisen, verknotet ihre Gliedmaßen in schier unglaublichen Drehungen. Vor zwei Jahren wechselte sie von der rhythmischen Sportgymnastik zur "Biegekunst". Also nicht zu früh, worauf Direktorin Christel Sembach-Krone, die Jordan McKnight für das erste große Engagement nach München holte, Wert gelegt habe, erzählt Krone-Sprecherin Susanne Matzenau.

Eine sehr emotionale Premiere erlebte Mike Leclair, der mit Karen Bourre eine Zeitreise in die swingenden Dreißigerjahre antrat. Auf einer Parkbank zeigten sie, wie sich ein Flirt, Tanz und Ball-Jonglage vereinbaren lassen. Der 35-jährige Leclair lebt in Paris, seine Großmutter sei aber Münchnerin, erzählt er bei der Premierenfeier. "Es war total schön, dass sie unseren Auftritt erstmals live sehen konnte".

© SZ vom 28.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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