Prävention:Rodeln statt Drogen

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Die Polizei organisiert Ferienfahrten für benachteiligte Kinder

Von Philipp Schulte

Sie lernen, dass Drogen und Gewalt keine Lösung sind, vor allem aber lernen sie, "offen für alles" zu sein: Bei der Kinderpräventionsfahrt, die das Münchner Sicherheitsforum und das Polizeipräsidium seit zehn Jahren jeden Sommer veranstalten, freunden sich Kinder mit traumatischen Schicksalsschlägen und Kinder aus intakten Familien an - und verbringen gemeinsam ihre Ferien, dieses Jahr in Oberaudorf im Landkreis Rosenheim.

Sechs bis 17 Jahre sind die Teilnehmer alt, die zum Großteil unter psychischen und physischen Einschränkungen leiden. Sie werden von Polizisten, Erziehern, Sozialpädagogen und Ehrenamtlichen begleitet. Bei dem diesjährigen Aufenthalt in einem Gasthaus Anfang September bringen die Betreuer den Kindern bei, dass man Drogen und Gewalt zu meiden hat oder wie man sich vor Internetsucht schützt. Sie lernen aber auch, einen Notruf richtig abzusetzen. "Wir wollen den Kindern damit zeigen, dass die Polizei nichts Böses bedeutet, wie sie es manchmal noch denken", sagt Elisabeth Schosser vom Sicherheitsforum. Wichtig ist den Organisatoren aber auch, dass die Kinder aufeinander zugehen, sich helfen und zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen. Handy, Fernsehen und Internet sind tabu. Es gibt genug Freizeitaktivitäten: Fußball spielen, Klettern, Ponyreiten, Rodeln oder Wandern.

Zur diesjährigen Feriengruppe zählen 22 Kinder aus dem Kinderheim Feldkirchen, dem Sehbehinderten- und Blindenzentrum Südbayern sowie dem Sinzinger Hof, wo von ihren Eltern vernachlässigte Kinder leben. Dazu stoßen Kinder, die nicht aus einer Hilfseinrichtung stammen. "Sie sollen vor allem dafür sensibilisiert werden, dass sie glücklich sein können, ohne Handicap oder Schicksalsschlag leben zu können", sagt Harald Friessner. Der Polizist und Fußball-Jugendleiter gewann fünf Spieler der E-Jugend seines Vereins FC Hertha München für die Fahrt ins Inntal. "Alle Kinder der Fahrt sollen das Gefühl haben, in unserer Gesellschaft gleichberechtigt zu sein." Schön sei es zu sehen, wenn einer seiner Fußballer einen Blinden an die Hand nehme und ihm das Kicken beibringe.

In neun Jahren führten 52 Betreuer 500 Kinder unter anderem nach Italien, Österreich, in den Schwarzwald oder auch nach Rügen. Dabei entstanden auch Freundschaften zwischen Erwachsenen und Kindern. So bringt ein pensionierter Polizist einigen Kindern bis heute zu ihren Geburtstagen einen Kuchen ins Waisenhaus.

© SZ vom 25.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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