Polizei lässt Betrügerbande auffliegen:Autoschieber de luxe

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Porsches, Bentleys, Ferraris, Lamborghinis: Sie mieteten Luxuswagen und brachten sie nicht zurück. Stattdessen lieferten sie die Autos an eigene Kunden. Allein 25 Mal gelang Betrügern innerhalb Deutschlands dieser gewinnträchtige Deal. Jetzt hat die Polizei die Bande auffliegen lassen.

Katja Riedel

Es klingt nach einem lukrativen Geschäftsmodell, das ein 33-jähriger Russe gemeinsam mit drei Helfern betrieb. Das Geschäft funktionierte nach einem einfachen Muster: Man miete einen Wagen der Luxusklasse - und bringe ihn nicht zurück, sondern liefere ihn an eigene Kunden.

Lamborghini günstig abzugeben: In Wahrheit waren sie einfach gestohlen. (Foto: dpa)

Allein 25 Mal gelang einem Quartett von Betrügern, darunter ein Ehepaar aus Lettland, innerhalb Deutschlands dieser gewinnträchtige Deal. Die meisten der Luxusmietwagen im Wert von insgesamt mehr als zwei Millionen Euro verschwanden dabei seit mindestens Mitte 2009 im Großraum München. Autos der Marken Porsche, Bentley, Ferrari, Lamborghini, BMW und Mercedes zählten zu den gestohlenen Fahrzeugen.

Das Geschäft hat nun, dank Ermittlern der Münchner Polizei, ein plötzliches Ende gefunden. Am Montag nahmen sie gemeinsam mit der italienischen Polizei den mutmaßlichen russischen Drahtzieher am Flughafen Marco Polo in Venedig fest, wo er sich gemeinsam mit seiner Frau auf der Durchreise befand - es sollte in den Sommerurlaub nach Montenegro gehen.

Bereits Ende 2010 war aufgrund der Ermittlungen von Münchner Zielfahndern ein Mittäter in Spanien festgenommen worden. Gegen ihn lag ein internationaler Haftbefehl aus München vor. Seit vergangenem Jahr waren die Fahnder nun dem mutmaßlichen Anführer auf der Spur. Die Münchner Staatsanwaltschaft prüfte am Freitag deshalb, ob der Anführer der Bande nach Deutschland ausgeliefert werden soll.

Tätig waren die Autoschieber außer in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz auch in Österreich, der Schweiz und Spanien. Dort laufen jeweils eigene Ermittlungen der Polizei. Wie viele Luxuskarossen in diesen Ländern verschwunden sind, ist nicht bekannt. Das Kundennetz war aber wohl weltweit gespannt.

Auf dem Landweg lieferten die Dealer Autos unter anderem nach Russland, heißt es bei der Polizei. Über den Hafen in Marseille sollen sie aber auch Kunden in vielen anderen Ländern bedient haben. Die Münchner Kripo hatte die Ermittlungen übernommen, weil sich im Großraum so viele der Taten ereignet hatten. Der mutmaßliche, jetzt festgenommene, Drahtzieher hielt sich aber offenbar nicht dauerhaft in München auf. Auch das lettische Ehepaar konnte festgenommen werden. Die Ermittlungen führte das für Bandendelikte zuständige Kommissariat 51. Dort wurde aber keine Sonderkommission gebildet.

© SZ vom 21.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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