Platzmangel:Repräsentieren im Zentrum

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Den Innenstadtcampus wird die TU nie aufgeben, aber aus Laboren werden Büros

Von Sebastian Krass, München

Es gibt schon ein paar gute Orte in München, um an einem lauen Sommerabend bei einem kühlen Getränk der Sonne beim Versinken zuzuschauen. Einer der besten ist zweifellos das Café im Vorhoelzer Forum. Von dort, auf dem Dach der Technischen Universität (TU) an der Arcisstraße, bietet sich ein erhabener Blick über die Stadt - und über den Innenstadtcampus. Aber wenn man einmal auf dem gigantischen Campus in Garching war und wenn man liest, was dort noch alles hinkommen soll, unter anderem die riesige Fakultät für Elektrotechnik aus der Innenstadt, dann könnte man sich fragen, welche Bedeutung das Stammgelände künftig noch haben wird. Dass die TU es halten will, kann man sich denken, allein schon aus repräsentativen Zwecken. Aber sonst?

TU-Sprecher Ulrich Marsch hat eine ganz andere Sichtweise: "Der Campus in München schrumpft nicht, er wächst." Genau genommen wächst er immer noch über sich hinaus. Weil auf dem Stammgelände zwischen Heß- und Gabelsbergerstraße sowie Arcis- und Luisenstraße nicht genug Platz ist, wurde die Fakultät für Lehrerbildung (im TU-Jargon: School of Education) schon ausgelagert in angemietete Räume an der Marsstraße, die Sparte für Geisteswissenschaften (Munich Center for Technology in Society) an die Augustenstraße. Und dann kommt ja auch noch die Hochschule für Politik (HfP) dazu, die sich die TU einverleibt hat. Derzeit ist die HfP noch in viel zu teuren Räumen an der Ludwigstraße untergebracht. Sie soll nun in die Nähe des TU-Campus kommen, die Gespräche zur Anmietung laufen bereits.

Für Neubauten sei in der Innenstadt kein Platz, sagt Marsch. Aber wegen des schrittweisen Wegzugs der Elektrotechnik wird viel Platz in denkmalgeschützten Gebäuden frei. Und für die TU ist klar, dass aus den Laboren Büro- und Seminarräume werden sollen. "Offen ist dabei noch, ob Teile von Fakultäten oder ganze Fakultäten dann dort untergebracht werden", erklärt Marsch. Auch um welche Sparten es dabei geht, sei offen. Zu den Innenstadt-Fakultäten gehören noch die Architektur, die Wirtschaftswissenschaften sowie die Bau-, Geo- und Umweltwissenschaften. Die Fakultäten für Sport und Medizin werden ohnehin bleiben, wo sie sind: im Olympiapark und im Klinikum rechts der Isar.

Es laufen derzeit auch größere Bauarbeiten: Der Thiersch-Bau zwischen Augusten- und Arcisstraße wird saniert. Außerdem bekommen die Studenten ein neues Refugium: Das Haus Gabelsbergerstraße 43 wird zum "Lehr- und Aufenthaltsgebäude" umgebaut, das die Studentenvertretung verwaltet. 2018 soll es fertig werden. Drei Millionen Euro gibt die TU allein dafür aus, zu einem guten Teil stammen sie aus den insgesamt 100 Millionen Euro, die der Uni als Kompensation für die weggefallenen Studiengebühren zukommen. Ähnliche Gebäude entstehen in Garching und Weihenstephan. "Wir wollen etwas für den Zusammenhalt der Studenten tun", sagt Präsident Wolfgang Herrmann. Erst im schicken neuen Studentenhaus arbeiten und dann zum Feierabend ins Vorhoelzer - schöne Perspektiven sind das für TU-Studenten.

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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