Platzmangel auf dem Oktoberfest:"Kampftrinker, die sich am Tisch festketten"

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Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid über Reservierungsprobleme, volle Zelte und neue Typen von Besuchern.

Jan Bielicki

SZ: Braucht das Oktoberfest mehr Bierzelte?

Helmut Schmid: Ganz klar nein! Die Überfüllung an manchen Tagen hat nichts mit womöglich fehlendem Angebot zu tun. Außerdem haben wir keinen Platz dafür auf der Wiesn. Wo sollten wir denn die Zelte hinstellen? Das könnte höchstens zu Lasten von Schaustellern und Marktkaufleuten gehen, aber genau diese Mischung macht ja die Wiesn aus.

SZ: Was lässt sich dagegen tun, dass ein normaler Münchner kaum Chancen hat, einen Platz in einem Zelt zu finden?

Schmid: Das hängt doch davon ab, um welche Zeit man rausgeht auf die Wiesn. Also: Am besten unter der Woche gehen oder rechtzeitig reservieren.

"Die Reservierungen sind nicht das Problem"

SZ: Das Reservierungskontingent ist bereits Wochen im voraus ausgeschöpft.

Schmid: Wenn man sich anmeldet, kann man immer noch reservieren. Es gibt immer wieder Leute, die ihre Reservierung wieder absagen. Die Erfahrung der Wirte ist, dass es immer noch möglich ist, freie Tische zu bekommen.

SZ: Was halten Sie von dem Vorschlag, die Zahl der reservierten Plätze weiter einzuschränken?

Schmid: Die Reservierungen sind nicht das Problem. Unter der Woche sind nur ein Drittel der Plätze in den Mittelschiffen der Zelte reserviert, am Wochenende sogar nur ein Fünftel. Bei mindestens zwei Drittel der Mittelschiff-Plätze geht es demnach ohne Reservierung - und da werden immer wieder Plätze frei. Es würde auch gar nichts nützen, wenn man das ganze Zelt reservierungsfrei halten würde und gerade am Wochenende die Kampftrinker sich schon in der Früh sozusagen am Tisch festketten und bis in die Nacht nicht mehr aufstehen. Dann hat der normale Besucher auch nichts davon. Man darf doch nicht vergessen: Auf den reservierten Plätzen finden ja auch im Laufe des Tages mehrere Wechsel statt.

"In den Zelten ist ein Wechsel da"

SZ: Sie wollen also an der derzeitigen Praxis nichts ändern?

Schmid: Nein, die hat sich insgesamt bewährt. Die Frage ist doch eine andere, nämlich wie sich manche Besucher verhalten. Besonders bei vielen jungen Leuten scheint es modern geworden zu sein, nur noch ins Bierzelt zu gehen und nicht mehr aufzustehen. Früher ist man halt auf der Wiesn herumgegangen, hat sich eine Brotzeit und ein Bier gekauft, ist wieder rausgegangen, ist Karussell gefahren und wieder nach Hause gegangen.

Und ich behaupte: Diesen Wiesnbesucher gibt es immer noch. In Wahrheit kann doch nur an drei, vier Tagen am mittleren und letzten Wochenende wirklich von Überfüllung geredet werden. Aber sonst ist in den Zelten immer ein Wechsel da, so dass man mit ein wenig Geduld meist einen Platz findet.

SZ: Welche Taktik empfehlen Sie den Wiesnbesuchern?

Schmid: Ich empfehle jedem Münchner, das Angebot der Mittagswiesn zu nutzen. Ich selbst habe zeit meines Lebens, weil ich so wie meine Kinder ein begeisterter Wiesn-Fan bin, jedes Jahr zur Wiesnzeit einen Tag frei genommen, um unter der Woche zur Wiesn zu gehen. Das hat immer vorzüglich funktioniert.

© SZ vom 28.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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