Prominentenfriedhof in Bogenhausen:Der Platz wird knapp

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Auf dem Bogenhausener Friedhof sind viele Prominente begraben. (Foto: Catherina Hess)

Oskar Maria Graf, Rainer Werner Fassbinder und Bernd Eichinger liegen hier, doch nun ist auf dem Bogenhausener Friedhof nur noch ein Grab frei. Wer es bekommt, entscheidet der Oberbürgermeister. Bei Ude klingelt deshalb oft das Telefon - doch reserviert wird nicht.

Von Dominik Hutter

Erfolgserlebnisse müssen sein, gerade auch im stressigen Leben der Münchner Prominenz. Wie wohltuend ist es doch, einen Tisch im Tantris oder im Heart ergattert zu haben. Oder das neueste Sportwagen-Modell aus limitierter Sonderserie. Knappes Gut, das nicht jedem zur Verfügung steht - aber einigen wenigen eben doch.

Irgendwann aber kommt auch der Promi in die Jahre, und plötzlich ist manchem ein angemessenes Plätzchen für die Ewigkeit wichtiger als jede irdische VIP-Lounge. Berichtet zumindest Oberbürgermeister Christian Ude, der es wissen muss. Bei ihm klingelt nämlich das Telefon, wenn jemand sein Haupt auf dem Bogenhausener Friedhof betten will.

Die Anrufe häufen sich in letzter Zeit, was auch kein Wunder ist: Denn am Isarhochufer, im Schatten von St. Georg, ist nur noch ein einziges Erdgrab frei. Was natürlich niemals ausreicht für all die Münchner, denen nach eigener Ansicht ein würdiger Platz auf Münchens Prominentenfriedhof zusteht - neben Oskar Maria Graf, Rainer Werner Fassbinder und Bernd Eichinger.

Ein einziges Grab nur noch, wo doch wahrscheinlich Hunderte benötigt würden. Und so beeilt man sich, am Telefon dem Oberbürgermeister zu versichern, dass der eigene Gesundheitszustand äußerst prekär, ja beinahe schon tödlich sei. Dass dieses oder jenes Organ vermutlich nicht mehr lange durchhalte. Ude muss dann stets abwinken. Reserviert wird nicht. Im Heart oder Tantris vielleicht schon, aber nicht auf dem Bogenhausener Friedhof.

Dieses Kleinod oberhalb der Max-Joseph-Brücke wird nach eigenen Regeln verwaltet. 30 Jahre mindestens muss man im zugehörigen, eher kleinen Bestattungsbezirk gewohnt haben. Oder aber es handelt sich bei dem Verstorbenen um eine "besonders bekannte Persönlichkeit", die sich "um die Landeshauptstadt München verdient gemacht hat".

Wer zu dieser Personengruppe gehört, entscheidet die Stadt. Also ihr Oberbürgermeister, dem damit in Bogenhausener Friedhofs-Fragen eine fast absolutistische Rolle zukommt. Alleiniger Oberbestattungsmeister Ude. Da lohnt es sich, am Telefon nett zu sein. Denn wer zu spät dran ist, muss warten, bis ein Bogenhausener Grab aufgelassen wird. Oder aber auf einen anderen Friedhof ausweichen.

Ude selbst hat nach eigener Auskunft kein Interesse an einer Bogenhausener Liegestätte. Ein Schwabinger bleibt eben ein Schwabinger, und der will für immer in Schwabing bleiben.

© SZ vom 03.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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