Pläne des Klinikkonzerns überraschen Mitarbeiter:München will seine Blutbank verkaufen

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Pläne der städtischen Kliniken, das Blut der Münchner künftig gemeinsam mit dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) zu zapfen, verbreiten Unruhe unter den Mitarbeitern des bisher stadteigenen Blutspendedienstes. Sie fürchten, dass die städtische Blutbank verkauft werden und das BRK ein Monopol auf dem bayerischen Blutkonservenmarkt erhalten könnte.

Jan Bielicki

Bereits seit Ende vergangenen Jahres verhandelt die Geschäftsführung der Städtisches Klinikum München GmbH mit dem BRK über eine Zusammenarbeit der beiden bisher konkurrierenden Blutspendedienste. "Wir loten die Möglichkeiten einer Partnerschaft aus", bestätigt Reinhard Fuß, der Geschäftsführer für Strategie des städtischen Krankenhauskonzerns auf Anfrage der SZ.

Blutkonserven (Foto: Foto: ddp)

Doch eine der Optionen, die Fuß anvisiert, ist tatsächlich die Ausgründung des eigenen Blutspendedienstes in eine von den städtischen Kliniken und dem Roten Kreuz gemeinsam kontrollierte Tochtergesellschaft. Damit würde die Stadt das alleinige Sagen bei ihrer vor rund 60 Jahren gegründeten Blutbank verlieren. Außerdem bekäme das BRK den bayerischen Markt für Blutkonserven vollends unter Kontrolle.

Der städtische Blutspendedienst ist freistaatweit der einzige Konkurrent des BRK beim Handel mit Blutprodukten. Zuletzt sammelten die städtischen Blutzapfer jährlich rund 90000 Spenden, die sie zu Konserven oder Plasmapräparate an rund 100 Krankenhäuser in München und Oberbayern weiterverkauften.

Der Blutspendedienst des BRK, dessen Image noch Skandale um Schmiergelder und umstrittene Bluthändel aus den achtziger und neunziger Jahren nachhängen, sticht bayernweit die Adern von jährlich 255000 Spendern an. Er versorgt mit seinen Blutprodukten rund 400 Praxen und Kliniken.

Unter den rund 75 Mitarbeitern im städtischen Gesundheitshaus fürchtet man, vom weitaus größeren Konkurrenten geschluckt und dabei um die eigenen Arbeitsplätze gebracht zu werden. Zwar gilt ein zwischen Gewerkschaften und Stadt ausgehandelter Überleitungstarifvertrag auch für Ausgründungen, aber der schreibt den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen ist nur bis 2009 fest. "Die verramschen uns scheibchenweise", glaubt ein Spendedienstler.

Die Mitarbeiter hatten über die Zukunft ihrer Labors bisher anderes gehört, bevor der bis dahin als Regiebetrieb des städtischen Gesundheitsreferats geführte Amtliche Blutspendedienst Anfang 2005 in dem neuen Klinikunternehmen der Stadt aufging. Denn geplant war eigentlich nur ein Umzug: Weil das Gesundheitshaus an der Dachauer Straße von 2007 an generalsaniert wird, sollten die Blutbanker ein neues Zuhause auf dem Gelände des Schwabinger Krankenhauses bekommen.

Der Vorteil des Umzugs wäre: Die Blutlabors kämen aus ihren viel zu engen Räumen heraus, deren Gänge Kühlschränke und Geräte verstellen. Der Nachteil jedoch sind die Kosten: Eine Renovierung des für die Blutbank vorgesehenen Hauses in Schwabing würde nach Schätzung der Klinik GmbH mehrere Millionen Euro kosten.

Dennoch habe sich die Klinik GmbH von der Möglichkeit dieses Umzugs noch nicht verabschiedet, sagt Geschäftsführer Fuß: "Auch das ist noch eine Option." Denn auch die Klinikleitung sieht sich bei ihren Verhandlungen mit den BRK noch vor Problemen. Zum einen ist unklar, ob das Zusammengehen der beiden Konkurrenten kartellrechtlich möglich wäre. Zum anderen wollen die städtischen Kliniken sicher stellen, dass "nicht ein Monopolist uns die Preise nach Belieben diktieren kann", versichert Fuß.

Bis April will er jedoch eine Entscheidungsvorlage über die Zukunft des Blutspendedienstes vorlegen. Das letzte Wort hat dann der Stadtrat.

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