PJ Harvey: Konzert in München:Vergiftete Liebeslieder für die Heimat

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Zuerst kommen ihre Songs federleicht daher, doch unter der Oberfläche verbirgt sich Dunkles: Die britische Sängerin Polly Harvey singt von Krieg und Mord, immer wieder dringen Laute aus Schlachtfeldern auf die Bühne. Eine unheimliche Begegnung mit dem Star aus England.

Mirjam Hauck

Ein schwarzes langes Kleid, Lederstiefel, auf dem Kopf thront schwarzer Federschmuck: So betritt Polly Jean Harvey die Bühne des Circus Krone und eröffnet ihr Konzert mit Let England shake, dem federleicht blubbernden Titelstück ihres aktuellen Albums.

Die Musikerin PJ Harvey auf dem Roskilde Festival Ende Juni. Am Freitag begeisterte sie ihre Fans in München.  (Foto: AP)

Kleidung und Klang wollen auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, doch was so leicht und harmonisch ins Ohr drängt wie viele ihrer neuen Songs, offenbart unter der Oberfläche Tod und Verderben. PJ Harvey singt von Schlachtfeldern, von Gräbern und Mord, von Soldaten im Ersten Weltkrieg und ihren Nachfahren in Afghanistan. Es sind bittere Liebeslieder an ihre Heimat England.

Und immer wieder dringen auch Laute aus den Schlachtfeldern auf die Bühne: Bei Glorious Land ist es das Hornsignal, das scheinbar zum Angriff bläst, bei On Battleship Hill schlägt der Tambour im Feld.

Aufgenommen hat PJ Harvey ihr neues Album in einer alten Kirche in Dorset im Süden Englands. Etwas von dieser sakralen Atmosphäre hat sie auch nach München gebracht, drei Säulen mit Scheinwerfern stellen auf der Bühne eine Art Kreuzgang dar.

Darin postiert sich ihre Band, bestehend aus ihren langjährigen Weggefährten, den Multiinstrumentalisten John Parish und Mick Harvey sowie dem Schlagzeuger Jean Marc Butty. Sie begleiten PJ Harvey perfekt, die zwischen Autoharp und Gitarre wechselt. Und auch als Backgroundchor harmonieren sie zur wechselnd glockenhellen bis tiefdunklen, dabei immer kraftvollen Stimme Harveys. Geradezu dramatisch wird ihre Wehklage auch bei älteren Liedern wie Down by the water und C'mon Billy.

Nach einer frenetisch geforderten Zugabe ist Schluss. Nach zwei Stunden entlässt PJ Harvey ihr Publikum wieder ins Leben.

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