Pilotprojekt für Deutschland:Souverän durch Googles Welt surfen

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Mit Roberta-Robotern lernen Kinder das Programmieren. (Foto: Google/Sonja Herpich)

Der Konzern eröffnet im Arnulfpark ein Trainingszentrum, das vor allem Schülern und Lehrern nützen soll

Von Melanie Staudinger

Bei Microsoft bauen die Kinder Roboter und lernen so spielerisch das Einmaleins der Programmiersprache. Apple stattet ganze Klassen mit seinen iPads aus. Die Stadt baut in den Münchner Schulen für viele Millionen Euro die schnellen Internetverbindungen aus, und auch das bayerische Kultusministerium setzt auf digitale Bildung als Zukunftsstrategie. Nun steigt auch Google in den Markt ein: Das Unternehmen hat an diesem Montag seine breit angelegte Bildungsinitiative "Google Zukunftswerkstatt" gestartet und dazu das erste dauerhafte Schulungszentrum Deutschlands in München eröffnet. Neben der Google-Zentrale im Arnulfpark werden von sofort an kostenlose Trainings zu digitalen Themen angeboten.

Die Zukunftswerkstatt soll von München aus die digitale Bildung in ganz Deutschland voranbringen und besteht aus zwei übergeordneten Programmen, wie ein Google-Sprecher erläutert. Die Zukunftswerkstatt richtet sich zum einen an Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Auszubildende in Unternehmen, Vereinen und Universitäten. Sie können sich online oder in Workshops in der realen Welt mit Themen wie Online-Marketing, Kommunikation, Web-Analyse oder Design-Thinking beschäftigen - und das möglichst praxisnah. Deshalb arbeitet Google in München mit der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) zusammen, die das Programm wiederum in ihre eigene "Pack ma's digital!"-Initiative integriert hat. Für gemeinnützige Organisationen gibt es spezielle Kurse etwa zum Fundraising. "Die Google Zukunftswerkstatt ist eine optimale Ergänzung, den riesigen Bedarf an Know-how in den Unternehmen zu decken", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen.

Im Fokus stehen auch Lerninhalte für Schulen. "Digitale Bildung ist der Schlüssel, um alle in Deutschland fit für den Wandel zu machen und unser Land international wettbewerbsfähig zu halten", sagte Wieland Holfelder, Leiter des Münchner Google-Zentrums. In den Workshops steht der Spaß an Technik im Vordergrund. Mit Hilfe des Mini-Controllers Calliope, den "Roberte-Robotern" und der einfachen Programmieroberfläche "Open Roberta Lab" können Schüler und ihre Lehrer programmieren lernen. Entwickelt wurden die Kurse von den Partnern Calliope und Fraunhofer-Insitut für intelligente Analyse- und Informationssysteme.

Zudem können Klassen künftig auf eine virtuelle Klassenfahrt gehen, den sogenannten Google Expeditions, die gemeinsam mit der Stiftung Lesen entstanden sind. Die Schüler bekommen Virtual-Reality-Brillen, der Lehrer steuert das System über ein Tablet. So können die Jugendlichen zum Beispiel zur Hamburger Elbphilharmonie reisen oder an Orte, zu denen sie im wirklichen Leben gar nicht fahren könnten, wie zum Mond oder ins Innere des menschlichen Körpers. "Alle Kinder und Jugendlichen sollen dazu befähigt werden, souverän mit verschiedenen Medien umzugehen - mit Büchern und Zeitschriften ebenso wie mit dem Internet und den sozialen Medien", sagt Sabine Uehlein, Geschäftsführerin bei der Stiftung Lesen.

München ist nur der Anfang einer groß angelegten Bildungsinitiative von Google. In Hamburg und Berlin werden im kommenden Jahr ebenfalls dauerhafte Zukunftswerkstätten eröffnet. Zeitlich befristet sollen in allen Bundesländern Trainingswochen stattfinden. Bis 2020 will Google mit seinem Programm insgesamt zwei Millionen Menschen in Deutschland erreichen.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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