Pflanzen statt mähen:Arbeiten im Grünen

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Wildnis vor dem Büro und Oasen in der Innenstadt - drei Beispiele für ökologische Firmenareale

Von Bernhard Hiergeist

Allianz: Wildnis vor dem Büro

(Foto: Allianz)

Unterföhring ist weltweit der größte Standort der Allianz, mehr als 8500 Menschen arbeiten hier für den Versicherer in großen Bürokomplexen. Zuallererst fällt dort das aufwendig begrünte Haus fünf auf: Um die komplette Fassade herum ranken sich Kletterpflanzen. Die Mitarbeiter sehen immer Grün vor den Fenstern. "Es ist schon angenehm, wenn so eine Pflanzung vorhanden ist", sagt Gebäudemanager Ingo Schulz. Immer wieder hätten ihn Mitarbeiter gefragt, was man auf dem Gelände noch verändern könnte, sagt er. "Es gibt einige, die sind umwelttechnisch sehr engagiert." Darum wurden etwa Vögel- und Fledermauskästen aufgehängt. Blumenwiesen wurden geschaffen und drei Bienenvölker angeschafft. Gemeinsam mit einem angrenzenden Jugendprojekt haben Mitarbeiter zudem Insektenhotels gebaut. In den Innenhöfen und auf dem Firmengelände zwischen den Gebäuden verkehren deswegen nun allerhand Tiere: Enten, Eichhörnchen, Wildtauben, Fledermäuse und Feldhasen. Ein Mitarbeiter, der sich auskennt, sagt Ingo Schulz, habe sogar schon einmal einen Mäusebussard gesehen.

Maile: Kleine Oase in der Innenstadt

(Foto: oh/Marcus Eickhoff)

"Wir haben noch nicht mal den grünen Gedanken gehabt", sagt Ulrike Nieder-Vahrenholz, Geschäftsführerin des Herrenausstatters Maile. "Wir wollten es einfach nur schöner haben." Daraus wurde ein eigenes Gartenprojekt. Nieder-Vahrenholz und ihr Geschäftspartner Marcus Eickhoff ließen in den Neunzigerjahren im Innenhof an der Leopoldstraße eine Eiche pflanzen, dazu die auffälligen Glyzinien, im Volksmund auch Blauregen genannt. Die Begrünung musste eng mit dem Vermieter abgestimmt werden. Blauregen wächst anfangs rasant, erklärt Eickhoff. Hat er die gewünschte Höhe erreicht, muss man ihn regelmäßig beschneiden. Das erledigt bei Maile der Hausmeister, der auf dem Gelände wohnt. In den ersten zwei Jahren braucht die Pflanze Wasser, dann sind die Wurzeln lang und stark genug, dass sie auch zwei bis drei Wochen ohne Regen übersteht. "Je mehr Sonne, desto mehr Blütenpracht", sagt Eickhoff. Kunden kommen zum Maßnehmen und freuen sich über die Atmosphäre. "Man kommt aus der Hektik zu uns", sagt Nieder-Vahrenholz. "In unsere kleine Oase."

OCE Printing Systems: Ein Mäh-Konzept für den Artenschutz

(Foto: Oce)

Zum Artenschutz können Unternehmen auch schon beitragen, indem sie ihre Wiesen nicht mähen. Oder sich, wie bei der Firma Oce Printing Systems in Poing geschehen, ein ausgefeilteres Mäh-Konzept überlegen. Das Unternehmen stellt industrielle Druckmaschinen her. Es gibt große Hallen und viel Freiraum. "Die erste Maßnahme war, dass wir die Flächen nicht mehr komplett abgemäht haben, sondern auch Streifen übrig gelassen haben", sagt Herbert Frodl, bei Oce zuständig für Umweltthemen. Durch die "Streifenmahd" haben Insekten das ganze Jahr über Zufluchtsraum. Nicht-einheimische Pflanzenarten wurden verstärkt gerodet, einheimische eingesetzt. Das Dach eines Bürogebäudes wurde teilweise begrünt. Eine Kooperation mit Imkern aus der Umgebung, die ihre Bienenstöcke auf dem Gelände abstellen, gab es schon vorher. Im vergangenen Sommer bekam OCE vom bayerischen Umweltministerium das Zertifikat "Blühender Betrieb". Und die Mitarbeitenden nutzen die Mittagspausen gerne für Spaziergänge entlang der Wiesen, sagt Frodl. "Die Leute freuen sich, dass sie nicht über eine Betonwiese gehen müssen."

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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