Petition abgelehnt:Tiermedizin-Bauten müssen weichen

Lesezeit: 2 min

Nach der Entscheidung der CSU im Landtag prüfen die Altstadtfreunde eine Klage, um die Gebäude zu schützen

Von Alfred Dürr

Im Streit um den Abriss oder den Erhalt der Tiermedizin-Bauten am Englischen Garten unterstützt die CSU-Mehrheit im Landtags-Ausschuss für Wissenschaft und Kunst den Abriss-Kurs von Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU). SPD, Freie Wähler und die Grünen konnten sich nicht mit ihrer Forderung durchsetzen, wesentliche Komplexe aus früheren Zeiten auch in Zukunft zu nutzen.

Auf dem Areal entlang der Königinstraße soll der Physik-Campus der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) entstehen. Spaenle befürwortet die Beseitigung der Altbauten. Lediglich der sogenannte Bibliothekstrakt, der denkmalgeschützte Torbogen am Eingang zum Englischen Garten, beim Milchhäusl, und der Vorplatz mit dem Schlangenbrunnen an der Königin-straße sollen nach dem Umzug der Tiermedizin auf ihren Campus in Oberschleißheim an die Historie des Areals erinnern. High-Tech-Forschung brauche moderne Gebäude, lautet die Forderung von Spaenle und von LMU-Präsident Bernd Huber.

Gegen dieses Konzept wehrt sich vor allem die Initiative Altstadtfreunde München. Sie spricht von einem denkmalwürdigen Bestand, obwohl das Landesamt für Denkmalpflege zu einer gegensätzlichen Bewertung kommt. Eine Petition zum Erhalt der Bauten wurde am Mittwoch im Maximilianeum behandelt. Dem künftigen Physik-Campus sollten keine Steine in den Weg gelegt werden, sagte der Ausschussvorsitzende Michael Piazolo (Freie Wähler). Dennoch müsse man intensiv darüber nachdenken, ob nicht doch wesentliche Komplexe stehen bleiben könnten. Isabell Zacharias (SPD) argumentierte ähnlich: "Es wäre viel besser, Alt und Neu in Harmonie zu bringen." In einem der Altbauten könnten zum Beispiel Verwaltungsbüros untergebracht werden, wenn die Räumlichkeiten schon nicht für Forschungslabors geeignet seien.

Rosi Steinberger (Grüne) verwies auf eine Reihe von Fachleuten, die den bestehenden Bauten Denkmaleigenschaften bescheinigt hätten. Deren Expertisen könne man nicht vom Tisch wischen. Robert Brannekämper (CSU) fiel es schwer, dem Konzept des Wissenschaftsministers und Parteifreunds zu folgen. Die Architektur der Neubauten sei von "mäßiger bis grauenhafter Qualität", sagte Brannekämper. Es sei viel zu spät erkannt worden, welche Probleme für das Stadtbild und den Denkmalschutz mit dem Physik-Campus entstehen würden. Minister Spaenle habe zuletzt das Zugeständnis gemacht, den Bibliotheksbau zu erhalten. Brannekämper nannte das einen "tragbaren Kompromiss". Für andere Planungen sei es nun zu spät; die Physik-Verlagerung könne nicht von vorne aufgerollt werden: "Ich bedauere das, aber anders ist es nicht möglich." Die CSU müsse also die Zustimmung zum Erhalt des nach historischem Vorbild in der Nachkriegszeit wieder errichteten Bauwerks entlang der Königinstraße verweigern.

Das sei "ein fatales Signal für den Denkmalschutz", kritisierte Florian Grüning von den Altstadtfreunden. Wenn selbst der Minister für Denkmalschutz mit der Abrissbirne durch Jugendstil-Treppenhäuser fege, könne von einem glaubhaften Eintreten für das bauliche Erbe keine Rede mehr sein. Man prüfe, ob über den Weg zum Gericht der Erhalt der schutzwürdigen Gebäude zu erreichen sei.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: