Pavarotti in München:Der Feinschmecker mit dem hohen C

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Wenn es aus Zimmer 525 nach Weißwürsten roch, war wohl Luciano Pavarotti da. Der Bayerische Hof baute ihm eine extra große Küche in die Suite - eine Erinnerungen an den Startenor.

Christian Mayer

Im Münchner Olympiastadion erlebte er einen seiner größten Auftritte. Luciano Pavarotti feierte am 3. August 1996 einen Triumph im Nieselregen - gemeinsam mit seinen Kollegen Placido Domingo und José Carreras verwandelte er das Fußballstadion in eine Arena der Arien. 67 072 Menschen verfolgten die "Drei Tenöre", Bundeskanzler Helmut Kohl saß mit seiner Frau Hannelore im Regencape in der ersten Reihe.

Stimmgewaltig - Pavarotti bei einem seiner Münchner Auftritte. (Foto: Foto: ddp)

Am Ende konnte sich Konzertveranstalter Matthias Hoffmann über einen Rekordumsatz freuen: 26 Millionen Mark spülte das Münchner Konzert in seine Kassen, "das war eine einmalige Summe", sagt Hoffmann rückblickend. Die drei Klassikstars befanden sich auf dem Höhepunkt ihres Ruhms, der nach allen Regeln der Marketingkunst ausgeschlachtet wurde. Nach dem Auftritt im Olympiastadion durften ein paar tausend VIP-Gäste ein Vier-Gang-Menü einnehmen - eine Pavarotti-Sause mit Scampi und Entenhaxerl.

Privatjet für den Tenor

Schon die Ankündigung des Konzerts war für die Medien ein staunenswertes Ereignis. Der erfindungsreiche Hoffmann mietete im Oktober 1995 drei Privatjets, um seine Tenöre von einer Pressekonferenz in London zum nächsten Blitzlicht-Auftritt im Olympiastadion zu befördern. Nur drei Tage danach war das Konzert ausverkauft; später beschäftigten sich Rechtsanwälte mit der ungeklärten Frage der Tantiemen für die Schlager, die das Publikum begeistert hatten.

Gemessen an seiner Schaffenskraft machte sich Pavarotti am Nationaltheater eher rar. Nur drei Mal erlebte ihn das Münchner Publikum, 1978 und 1983 jeweils in "La Bohème", 1979 in "Un ballo in maschera". Sir Peter Jonas wollte den Opern-Jet-Setter in seiner Intendanz noch einmal auf die Bühne locken, doch die Ankündigung blieb ein Versprechen. Auch ein Benefizkonzert im Olympiastadion im Juni 1999, bei dem er an der Seite von Michael Jackson für Emotionen sorgen sollte, sagte er sehr kurzfristig ab - eine Erkältung war wohl dazwischen gekommen.

Abschied mit 12 Arien

Als Stammgast im Bayerischen Hof war der italienische Sänger unproblematisch, seine Wünsche gingen ohnehin prompt in Erfüllung. "Er wollte unbedingt eine großzügige Küche in seiner Suite haben. Deshalb haben wir immer eine eingebaut, wenn er kam", erzählt Hotelchefin Innegrit Volkhardt.

Pavarotti, der für Münchner Weißwürste schwärmen konnte, kochte leidenschaftlich gerne auf Zimmer 525. Meist blieb er im Hotel bis zum Auftritt, auch bei seinem letzten Besuch während der Abschiedstour im April 2003. Zwölf Arien und drei Zugaben sang Pavarotti in der Olympiahalle, die Lokalprominenz jubelte ihm noch einmal zu. Seine große Zeit war vorbei.

Ein letztes Mal reiste er im November 2003 nach München, für eine Aufzeichnung einer ZDF-Show in den Bavaria Studios. Gestützt auf einen Begleiter betrat er die Bühne, fast reglos absolvierte er sein Programm. Viele Münchner werden ihn in anderer Erinnerung behalten: als strahlenden Lebemann, der Stadien, Hallen und Opernhäuser spielend füllte.

© SZ vom 07.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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